Aktuelle Konjunkturumfrage: Unternehmerverband sieht „Licht und Schatten“



Die aktuelle Konjunkturumfrage der Arbeitgeberverbände der Region (arbeitgeber ruhr) sowie des hiesigen Unternehmerverbandes, an der insgesamt 300 Unternehmen, darunter 86 Mitgliedsunternehmen des Unternehmerverbandes auch aus Bocholt und Umgebung sowie Emmerich, teilgenommen haben, zeigt „Licht und Schatten“. Geschäftslage und Geschäftserwartungen sind zwar grundsätzlich positiv, doch die mangelnde wirtschaftliche Dynamik der Region bereitet den Unternehmern zunehmend Sorge.

Die aktuelle Lage:

„Der große Wehrmutstropfen sind die zu geringen Investitionen. Sie gehen sogar zurück. Damit stagniert die Region“, erläutert der Vorstandsvorsitzende des Unternehmerverbandes, der Emmericher Unternehmer Wim Abbing. Die hiesige Wachstumsschwäche sei vor allem eine Investitionsschwäche. In der Region müssten alle Weichen auf Wachstum und Beschäftigung gestellt werden. „Wir brauchen eine Willkommenskultur für Investitionen“, so Abbing. Hier werde noch deutlich zu wenig getan.

Die Zahlen zeigten aber auch, dass die Mitgliedsunternehmen des Unternehmerverbandes Beschäftigung aufbauen. Zudem will immerhin jeder fünfte Betrieb mehr Ausbildungsplätze schaffen. „Das ist ein gutes Signal und zeigt das große Engagement der Unternehmerschaft“, sagt Abbing. Zwar gebe es vereinzelt auch Kurzarbeit, Entlassungen und den Abbau der Zeitarbeit, dies sei aber die Ausnahme.

Und auch wenn 65 % der befragten Unternehmen ihre aktuell Geschäftslage als befriedigend bzw. gleichbleibend gut bezeichnen: Im Vergleich zur letzten Frühjahrsumfrage 2015 haben sich alle abgefragten Parameter verschlechtert. „Nicht viel, aber die positiven Rückmeldungen gehen zurück. Es besteht kein Anlass zur Selbstzufriedenheit“, meint Abbing.

Ihn treibt besonders um, dass die Metall- und Elektroindustrie der Gesamtwirtschaft weiter hinterherhinkt. „Alle zurückgemeldeten Parameter wie Geschäftslage, Umsätze, Erträge, Investitionen und Auftragslage stagnieren oder sind sogar zurückgegangen. Das bereitet mir Sorgen“, so Abbing.

Der Konjunktur-Ausblick:

Bei den Konjunkturprognosen überwiegen branchenübergreifend bei fast allen Parametern die Positivmeldungen: 67 % der befragten Unternehmen rechnen für die nächsten sechs Monate mit gleichbleibend guten oder besseren Geschäften. Gleiches gilt für Umsatz- und Ertragserwartungen sowie Inlands-Aufträge. Impulse aus dem Ausland erwarten dagegen nur 49 % der Unternehmen. Auch die Investitionsneigung der Unternehmen stagniert, 17 % der Unternehmen müssen sich sogar einschränken.

Deutlich pessimistischer gehen die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie das 2. Halbjahr 2016 an. Nur 42 % der befragten Unternehmen rechnen mit allgemein besseren oder gleichbleibend guten Geschäften. Impulse werden auch nicht durch steigende Auftragszahlen aus dem In- oder Ausland erwartet. Dementsprechend fallen auch die Prognosen für Erträge und Umsätze aus, hier dominieren die Negativrückmeldungen.

Stabil günstig bleiben die Perspektiven für den Arbeits- und Ausbildungsmarkt in der Gesamtwirtschaft. In der Metall- und Elektroindustrie bleibt der Beschäftigungssaldo von Ab- bzw. Aufbau dagegen leicht im Minus. „Seit 2011 rutscht die Metall- und Elektroindustrie in der Region einer Krise immer näher. Während die Gesamtwirtschaft immer noch im befriedigenden Bereich liegt, bleibt in der M+E Industrie die Hoffnung, dass endlich eine Bodenbildung erreicht ist“, sagt Wolfgang Schmitz, Hauptgeschäftsführer des Verbandes.

Was jetzt zu tun ist:

Insbesondere die Industrie brauche deswegen mehr Rückenwind von der Politik. „Wer glaubt, dass Industrie etwas von gestern sei, der täuscht sich gewaltig. Die moderne Industrie hat Zukunft. Sie muss aber auch die entsprechenden Rahmenbedingungen vorfinden“, fordert Schmitz. Dazu gehöre zu allererst ein klares Bekenntnis zur Industrie.

Ungeachtet der unbestrittenen Stärken des Wirtschaftsstandortes NRW mit seiner einmaligen Lage im Herzen Europas erklärt Abbing: „Die Wachstumsschwäche muss uns alle aufrütteln.“ Der Unternehmerverband fordert eine massive Infrastruktur-Offensive für NRW und die Region. Nordrhein-Westfalen könne sich beim erforderlichen Ausbau von Verkehrsnetzen und Verkehrsträgern keine weiteren Verzögerungen bei Planungs- und Genehmigungsverfahren mehr leisten. Vor allem erwartet Abbing, dass das Land Vorreiter bei Digitalisierung und Industrie 4.0 werde: „Mit der wachsenden Hochschullandschaft haben wir gute Voraussetzungen, ganz vorne dabei zu sein. Doch wir müssen deutlich mehr tun, damit aus der Zusammenarbeit mit den Hochschulen auch die Arbeitsplätze der Zukunft entstehen.“

Abbing fordert einen wirtschafts-, umwelt- und sozialpolitischen Regulierungsstopp für Nordrhein-Westfalen. Es müsse jetzt Schluss sein mit überzogenen Alleingängen des Landes im Umwelt- und Klimaschutz. Vielmehr unterstützt Abbing die Forderung von NRW-Arbeitgeberpräsident Arndt Kirchhoff nach einen „Industrie-Pakt NRW“, der die Industrie als strategische Stärke des Landes und als Basis für einen gelingenden Aufbruch anerkenne.

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