Allgemeine Sozialberatung beklagt Bearbeitungsstau bei Ämtern – Spendentopf leer



Svenja Ehlting ist verzweifelt. Immer wieder hat die Sozialberaterin des Caritasverbandes für das Dekanat Bocholt in der Vergangenheit Menschen in Not mit kleinen Geldbeträgen ausgeholfen. Hier gab es mal 50 Euro für ein Deutschlandticket, damit eine alleinerziehende Mutter mit ihrem kranken Kind regelmäßig zum Arzt fahren kann, dort 100 Euro für eine Familie, der eine Nachzahlungsforderung der Stadtwerke ins Haus flatterte. Zurzeit bearbeitet sie den Fall einer Frau, die Erwerbsminderungsrente erhält, einen Antrag auf Wohngeld gestellt hat und die sich bis zur offenbar schleppenden Bewilligung der Unterstützung nicht einmal mehr Lebensmittel kaufen kann. Gerne würde Svenja Ehlting auch ihr helfen. Doch der dafür vorgesehene Spendentopf ist leer. Deshalb muss die Sozialarbeiterin ab heute alle Hilfesuchenden vertrösten. „Wir reden hier nicht von Schmarotzern, sondern von Menschen, die sich krumm legen, um ihrem Alltag zu meistern und dann doch vor einem leeren Kühlschrank stehen“, meint Svenja Ehlting sichtlich betroffen.

Die Liste der Bedürftigen wird lang und länger. „So viele Klienten wie in den vergangenen 12 Monaten hatten wir bisher noch nie. Die Energiekosten treffen mehr Menschen, als durch die zusätzlich eingerichteten Spendentöpfen kalkuliert. Und sie brauchen länger, um aus der akuten Not herauszukommen“, sagt Ehlting. Immer wieder begegnen ihr Fälle, die durch alle sozialen Sicherungssysteme fallen und sich das Geld im wahrsten Sinne des Wortes vom Mund absparen müssen. „Gerade für Menschen, die alleinerziehend, krank, nicht mobil oder geflüchtet und deswegen in Sprache sowie Bürokratie nicht sicher sind, ist das Problem schnell riesengroß“, erläutert Svenja Ehlting. „Für die Betroffenen ist das ein Dschungel an Bescheinigungen, Formularen und bürokratischen Hürden, den sie ganz allein bewältigen müssen. Daran scheitern viele und kommen so gar nicht zu den ihnen zustehenden Leistungen“. Während man in den Medien meist nur von den Fällen höre, in denen zu Unrecht Leistungen bezogen würden, trifft die Sozialarbeiterin in der Regel auf die, die ein Anrecht auf Leistungen haben, diese aber gar nicht bekommen.

Zusätzlich zu den Hilfesuchenden, die den Weg selbst ihr finden, kommen noch die Fälle, die durch andere Dienste oder die frühen Hilfen zu ihr gelotst werden.  Dort, wo ehrenamtliche Familienpaten der Caritas im Einsatz sind, wird oft Not aufgedeckt, die andernfalls im Verborgenen bleiben würde. Was eigentlich als Entlastung für Eltern gedacht ist, macht manchmal schon nach den ersten Kontakten sichtbar, was die Familien bisher alles allein gestemmt haben. „Aber unsere Beratung ändert auch nichts daran, dass es bei einigen Ämtern einfach einen Bearbeitungsstau gibt, der dazu führt, dass Menschen in Not geraten. Eine Wartezeit von drei Monaten auf eine dem Menschen zustehende Leistung ist nicht selten existenzbedrohend“, so die Expertin der Caritas. Manchmal sind es schon Kleinigkeiten, die Menschen in Existenznot bringen. So begleitet Svenja Ehlting z.B. eine alleinerziehende Mutter, deren Gehalt durch einen Jobwechsel nun zu einem anderen Stichtag kommt. Damit gerät plötzlich das ganze fragile System aus den Fugen, mit dem sich die Mutter mühsam über Wasser gehalten hat. Weil ihr Antrag auf Kinderzuschlag aktuell, wie so viele, Opfer des „Bearbeitungsstaus“ ist, reicht so eine Kleinigkeit, um eine Familie in Existenznot zu bringen.

Normalerweise kann Svenja Ehlting die Fälle mit Spenden abfedern. Dabei helfen ihr die Kirchengemeinden oder Stiftungen. Aber seit heute geht nichts mehr. Das Geld ist weg, während die Liste der Anfragen lang und länger wird. Grund genug für die für Bocholt, Rhede und Isselburg zuständigen Allgemeine Sozialberatung (ASB) des Caritasverbandes, an die Öffentlichkeit zu gehen und um Spenden zu bitten.

Spendenkonto ASB – Stichwort ASB
Caritasverband Bocholt
DE 89 4285 0035 0000 2069 20

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