Alte Pförtnerloge der Herding-Spinnerei wird zum Schaukasten für Kunst



Bocholt (PID). Die alte Pförtnerloge in der ehemaligen Spinnerei Herding auf der Industriestraße 1 wird zu einer Art „Schaukasten“ für Kunst. So heißt auch die neue Veranstaltungsreihe der Freien KulturKommune Bocholt, die morgen von der Künstlerin Christa Maria Kirch eröffnet wird. Titel ihrer Installation: „Der Schein trügt“.
„Zu sehen ist eine Inszenierung von diversen vergoldeten Alltagsgegenständen und Utensilien, gruppiert um zwei Protagonisten in Form von goldfarbenen Schaufensterpuppen die zu einer Art Fabelwesen mutiert sind“, so Künstlerin Christa Maria Kirch. Ein weiterer Aspekt dieser Arbeit sei im Hinblick auf die Zukunft den Weitblick für gesellschaftliche Veränderung anzuregen und zu schärfen, sowie die Begegnung mit zeitgenössischer Kunst abseits von musealen Institutionen zu ermöglichen. Am Donnerstag, 6.April, zum Sonnenuntergang ab 20.06 Uhr, stellt die Künstlerin ihr Werk vor. Kunst- und Kulturinteressierte sind herzlich eingeladen. Treffpunkt ist der Herding-Durchgang auf der Industriestraße 1.
Pförtnerloge als Kunstort
Im letzten Jahr startete die „Freie KulturKommune Bocholt“ gemeinschaftlich die 1. Bocholter Kulturmesse im Spinnsaal Herding und präsentierte sich dort mit einer Werkschau und neuen Projektideen. „SCHAUKASTEN“ ist der Titel eines Veranstaltungsreigens, der über das Jahr 2017 im monatlichen Wechsel Kunstschaffenden die Möglichkeit gibt, die Pförtnerloge der ehemaligen Textilfabrik in eine Ausstellungsvitrine zu verwandeln. In den kommenden Monaten werden Künstlerinnen und Künstler der spartenübergreifenden Initiative den kleinen Raum individuell in ihrem Genre bespielen. Unterstützt wird die Initiative vom städtischen Fachbereich für Bildung und Kultur.
Der krasse Unterschied zu üblichen Galerieräumen liegt in dem Konzept „Closed Shop“. Das heißt, dass der Raum nicht betreten werden kann. Er gewährt nur Einblick und Ausblick. Allein durch die Fenster und innere Verglasung ist zu sehen, was dort präsentiert wird. So sind es nur Details aus verschiedenen Blickwinkeln, die vom Betrachter wahrgenommen werden können.
Christa Maria Kirch über ihre Installation „DER SCHEIN TRÜGT“
„DER SCHEIN TRÜGT“ ist der Titel für eine Rauminstallation, die aus einer zufällig, stets wachsenden Kollektion von banalen Alltagsgegenständen und kuriosen Dingen besteht. Aus dem SCHAUKASTEN blicken die Protagonisten der Inszenierung. Es sind zwei Schaufensterpuppen in Form menschlicher Torsi. Aus ihren Hälsen wachsen Jagdtrophäen, Gehörn und Geweih verfremden sie zu Fabelwesen, die selbst permanent auf der Jagd nach noch mehr Beute sind. Durch effektvolle Erneuerung der Oberflächen werden die gesammelten Dinge zu Objekten der Begierde und des schönen Scheins.
Jede Trophäe, jedes Fundstück wird vergoldet und erzeugt dadurch einen neuen ökonomischen Wert. Was zunächst den Eindruck von Reichtum und Luxus vermittelt, ist der Trugschluss eines Märchens vom Wohlstand und Glück.
Aus dem seitlichen Fenster schaut ein Kopf, dessen Haupt ein „vergoldeter“ Fußball krönt. Beiderseits leiten Drähte von Lautsprechern die Übertragung einer Fußballreportage in sein Hirn. Halbgott Fußball!
Im Innenbereich der ehemaligen Pförtnerloge sind auf den Büromöbeln ein Telefon, ein 2-Plattenkocher, eine Kaffemaschine, ein Radio Küchen-und Putzutensilien platziert, sowie ein Stück vergoldeter Stacheldraht, umgeben von einer Streuung piksender Heftzwecken.
Den Mittelpunkt der skurrilen Szene bildet das goldene Tischchen mit Tüllkleid und Accessoires, davor PRADA-Schühchen bereit zum Ausgang. Dazu gesellt sich der goldene Staubsauger, der so wie es scheint gerade noch in Betrieb war. Doch entspricht die Kollektion der schönen Dinge und die Möglichkeit der Transformation durch Veredlung dem real life, dem human interest, den Visionen von der Zukunft? Oder ist es nur oberflächlich und dekadent?

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