„Bokeltsen Treff“ und andere verkaufsoffene Sonntage auf der Kippe



Ein Kommentar von BERTHOLD BLESENKEMPER

Bocholts frequenzstärkster verkaufsoffener Sonntag, der für den 24. September geplante „Bokeltse Treff“, sowie zwei weitere stehen auf der Kippe. Grund ist eine Klage der Gewerkschaft Verdi. Diese besteht auf Einhaltung der Gesetze, die verlangen, dass der Hauptzweck eines verkaufsoffenen Sonntages ein anderer sein muss als nur das Einkaufen selbst. In Bocholt erfüllt offenbar einzig das Frühjahrsevent „Bocholt blüht“ diese Bedingung. Hier steht bekanntlich die große Oldtimershow auf dem Marktplatz im Mittelpunkt.

Wie das BBV berichtet, will Bürgermeister Peter Nebelo jetzt reagieren und die Sonntagsöffnungs-Verordnung der Stadt ändern lassen. Dazu wäre ein Ratsbeschluss notwendig, der aber erst am 20. September und damit vier Tage vor dem 24. September getroffen werden kann. Ob das reicht, um einen Absage zu verhindern, ist mehr als fraglich.

Die Bocholter Geschäftswelt würde ein Aus doppelt hart treffen. Denn am besagten Sonntag öffnen turnusmäßig auch die Geschäfte im benachbarten Winterswijk. Die Holländer kennen derartig rigide Verordnungen wie in Deutschland nicht. Winterswijk beispielsweise weist 15 verkaufsoffene Sonntage in seinem Jahreskalender aus. Manche Supermärkte öffnen dort sogar jeden Sonntag und freuen sich über wachsenden Kundschaft von jenseits der Grenze.

Genau hier liegt das Problem. Eine Absage des „Bokeltsen Treffs“ würde das Image und die Attraktivität der Einkaufsstadt Bocholt in der Region – gelinde gesagt – nicht gerade verbessern. Schon jetzt klagen Geschäftsleute und das Stadtmarketing über spürbar sinkende Kundenfrequenzen. Viele Geschäfte stehen leer. Vor allem individuelle Läden haben es immer schwerer.

Umso unverständlicher, dass die Verantwortlichen der Stadt Bocholt erst jetzt reagieren? Die Rechtslage ist seit langem bekannt. Seit fast zwei Jahren liegt ein entsprechendes Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes vor. Zudem hat Verdi bereits im vergangenen Jahr zahlreiche verkaufsoffene Sonntage in anderen Städten verhindert. Es wäre also Zeit genug gewesen, auch dem „Bokeltsen Treff“ und andere die geforderte zentrale Veranstaltung zu verpassen. Da wirkt das jetzt eingeleitete Eilverfahren nahezu lächerlich.

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