Boulevard der Bücher, Kunst und Träume am Kunsthaus – Auftakt zu den interkulturellen Wochen



Bocholt (PID). Ein überdimensionales Spanntransparent weist den Weg zum Bocholter Kunsthaus. Dort findet am Sonntag, 3. September 2017 der inzwischen 26. Bocholter Büchermarkt statt. Von 11-18 Uhr verwandeln rund 30 Bookinisten aus Deutschland & den Niederlanden die Strasse am Kunsthaus in einen Boulevard der Bücher, Kunst und Träume.
Draussen & drinnen im Kunsthaus finden Besucher Raum für Buch & Kunst: vom preiswerten Lesestoff, Taschenbücher, Kinderbücher, bis hin zur bibliophilen Rarität, als auch wertvolle Kunstbücher & Grafiken. Die Bredevoorter Buchbinder Chartae Laudes zeigen ihr Kunsthandwerk. „Der Büchermarkt ist in diesem Jahr gleichzeitig der Auftakt für die interkulturellen Wochen“, berichtet Organisator Rainer Heeke, „wir wollen damit auch über den eigenen Kulturrand hinausschauen.“ Buch, Bild und Kunst im Zeitalter digitaler Technik seien aktueller denn je, „der Büchermarkt ist eines der analogen Reservate“, betont Heeke, der gleich auch ein Beispiel für den Blick über Kulturgrenzen mitgebracht hatte. Ein alter Kupferstich, der eine Abbildung des altpersischen Isfahan zeigt, ist über viele verschlungene Wege nach Bocholt gekommen. Der Büchermarkt sei aber auch ein Marktplatz, „wir wollen, dass sich Leute finden und austauschen können“, so Heeke, „dazu dient auch das Gartencafé, das von den Eltern, Lehrern und Schülern der Ludgerusschule in Bocholt betreut wird.
Laura Blankenhorn, seit Juli neue Leiterin des Geschäftsbereichs Kultur in der Stadt Bocholt und Mitveranstalterin, freut sich auf die 26. Auflage: „Es hat schon etwas besonderes, nicht nur durch den Ort rund um das Kunsthaus“, sagt Blankenhorn, „die besondere Atmosphäre, das einzigartige Marktgeschehen und die Einbeziehung des Kunsthauses machen den Büchermarkt aus.“
Bücher-Bilder – Künstlerische Auseinandersetzung mit der Literatur
Neu in diesem Jahr sind „Bücher-Bilder“. Die beiden Künstlerinnen Daniela Schlüter aus Südlohn und Heidi Artz aus Bocholt haben auf ihre ganz eigenwillige Art und Weise Zugang zu Büchern erhalten und diese mit ihrer Kunst verbunden.
Schlüter beschäftigt sich mit dem ungarischen Nationalhelden Attila Jozsef. „Was Goethe für Deutschland, Shakespeare für die Briten, das ist Jozsef für die Ungarn“, berichtet Schlüter, „jeder Ungar kennt seine Gedichte und wenn das bekannteste irgendwo zitiert wird, fließen die Tränen.“ Ihr Verlag habe sie mit den Werken von Jozsef bekannt gemacht, „und als ich einmal angefangen habe, zu lesen, konnte ich gar nicht mehr aufhören, mich weiter mit ihm zu beschäftigen“, so Schlüter, „er hat mich so gefesselt“. Die Gedanken Jozsefs verbindet sie mit ganz viel Symbolik aber auch mit eigenen Gedanken in ihren großformatigen Radierungen aber auch in kleinformatigen Grafiken. Die Vielschichtigkeit der Werke Jozsefs spiegele sich in der Vielschichtigkeit ihrer Werke wider. Im Rahmen des Büchermarkts zeigt Schlüter ihre Ausstellung von Zeichnungen und Radierungen im Kunsthaus. „Und vielleicht können wir ja auch noch eine Lesung arrangieren“, verspricht Rainer Heeke. Er habe da einen gebürtigen Ungarn „an der Hand“, der dazu sicher bereit sei.
Ein „Heimspiel“ hat Heidi Artz, die seit über 25 Jahren in Bocholt lebt. „Der Friedhof der vergessenen Bücher“ aus dem Roman „Der Schatten des Windes“ von Carlos Ruiz Zafón inspirierte sie zu ihrer Arbeit. Diese vergessenen Bücher aus dem Roman setzt sie in den verschiedensten Techniken um, malt und fotografiert diese und fügt sie in alte Gemäuer ein. „Ich habe auch noch einen alten Ben Hur, das ist aber ein Erbstück, das verkaufe ich nicht“, sagt Artz. Auch kleinformatige Werke entstehen auf diese Weise, die sich als Buchstützen eignen.
Bücher wieder auferweckt
Der Büchermarkt hat auch einen antiquarischen Bereich. „Bücher, die es so nicht mehr zu kaufen gibt, die schon lange nicht mehr neu aufgelegt werden, können bei uns im Büchermarkt wieder entdeckt werden“, berichtet Antiquar Heeke weiter, „sie werden somit wieder auferweckt.“ Auf dem Markt gebe es halt immer wieder etwas neues (altes) zu entdecken. Im Kunsthaus selber zeigen neben Schlüter und Artz auch dei Handboekbinders Chartae Laudes aus Bredevoort ihr Können und Peter Baumann (Alte Grafik) und Nelleke Dansen (Antike Schönheit) aus Aalten ihre Werke.
Abwechslungsreiches Musikprogramm
Ein abwechslungsreiches Bühnenprogramm rundet das Bocholter Kulturereignis ab. Für die musikalische Unterhaltung sorgt ab 11 Uhr das Multi-Kulti-Ensemble von Priska Strümpfel, Umut Tulgay & Friends, ab 12 Uhr folgt der Auftritt des „legendären“ Bocholter Holzbläser-Ensembles High Noon, um 13 Uhr folgen dann die Nachwuchstalente des Blockflötenensembles der Musikschule Bocholt-Isselburg unter Leitung von Theres Kommerscher. Höhepunkt am Nachmittag ist das Balalaika-Trio aus Weissrussland.

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