Das „Schwarze-Piet-Prinzip“ oder wenn Dummheit auf Kunst trifft



Bocholt News Berthold Blesenkemper

Eine Glosse von BERTHOLD BLESENKEMPER

Kunst ist, wenn man trotzdem lacht. Deshalb wird der Protest der Deutsche Parkinson Vereinigung und zahlreicher Erkrankter aus Bocholt gegen die im Rahmen der Reihe „Septemberkunst“ gezeigte Skulptur „Miss Parkinson“ in der Kulturstadt Bocholt schlichtweg weggeschmunzelt. Die vom niederländischen Künstler Piet Post geschaffene Figur zeichnet sich – wie von uns berichtet – dadurch aus, dass sie mit dem Kopf wackelt und nachhaltig zittert, wenn man sie anstößt. Kopfwackeln = Zittern = Parkinson. Sie verstehen? Parkinson, hahaha! Witzigkeit kennt bei der „Septemberkunst“ im doppelten Sinne des Wortes keine Grenzen. Erst Recht kennt sie kein Pardon.

Die Bocholter Kulturbeauftragte Jule Wanders steht daneben und lächelt. Von Feinfühligkeit keine Spur. Warum auch? Sollen sich doch ein paar schwerkranke Menschen nicht so aufregen, nur weil man ein Späßchen mit ihnen treibt, gell? Außerdem kann die Stadt Bocholt (wie immer eigentlich) mal wieder überhaupt gar nix dafür. Zuständig seien schließlich die Veranstalter der „Septemberkunst“, heißt es. Die wiederum fühlen sich auch irgendwie nicht verantwortlich und verweisen nach dem Schwarze-Piet-Prinzip auf den Künstler Piet Post (witzig, oder?). Der selbst aber sieht überhaupt keinen Grund sich zu entschuldigen. „Kunst darf nicht nur ästhetisch sein, sie muss auch kritisieren und provozieren dürfen“, wird er im BBV zitiert.

Und weil das alles sooooooo furchtbar kritisch provozierend witzig ist (Kopfwackeln = Zittern = Parkinson, sie verstehen), zeichnet eine Horde von gänzlich Ahnungslosen – Jury genannt – besagten Künstler am Ende der SeptemberKunst auch noch mit einem Preis aus. Es gilt: Pfeif doch auf die Befindlichkeiten von einigen wenigen Nervenkranken! Piet Post dürfte sich jetzt ermutigt fühlen, neue, ähnlich wertvolle Werke zu schaffen. „MIss Lepra“ wäre denkbar  (fällt ein Arm ab, wenn man sie antippt) oder „Miss Lungenkrebs“ (schnappt nach Luft, wenn man ihr auf den Rücken klopft) oder aber „Mister Dummkopf“ (schafft Skulpturen mit vermeintlich lustigen Namen, wenn man ihn lässt).

Bevor sich jetzt alle wieder aufregen. Dies ist eine GLOSSE, ein polemischer, journalistischer Meinungsbeitrag. Es handelt sich hierbei um Wortkunstform. Und Kunst darf bekanntlich „nicht nur ästhetisch sein, sie muss auch kritisieren und provozieren dürfen“. Touché!

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