Deutsch-niederländisches Ratstreffen im LWL-Textilwerk Bocholt



Bocholt (EUBOH). Erstmalig trafen sich die Räte der Stadt Bocholt und der niederländischen Nachbargemeinden Aalten und Winterswijk am Mittwoch, 16. November 2016, in der Sky Lounge des LWL-Textilwerks Bocholt. Bereits vor einigen Jahren traf die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Bocholt sich jeweils einzeln mit dem Rat aus Aalten und Winterswijk. Vor dem Hintergrund, dass die grenzüberschreitende Zusammenarbeit weiter zunimmt, enstand der Wunsch, sich auch auf politischer Ebene weiträumiger zu vernetzen.
Bürgermeister Peter Nebelo begrüßte rund 90 Gäste aus Bocholt und den benachtbarten Niederlanden zum Ratstreffen im LWL-Textilwerk. Thijs van Beem, Bürgermeister der Stadt Winterswijk, und Bert Berghoef, Bürgermeister der Stadt Aalten, übergaben gemeinsam als Gastgeschenk einen Korb mit Walnüssen. „Sie stehen symbolisch von alters her an für die Fruchtbarkeit und sollen die künftige grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen den drei Städten weiter befruchten“, erklärte van Beem.
Städtebau und Kultur
Stadtbaurat Ulrich Paßlick präsentierte die Vision der Stadt Bocholt, ein urbanes Kulturquartier beidseits der Bocholter Aa zwischen Innenstadt und Aasee, Industriestraße und Don-Bosco-Straße, zu entwickeln. Wo heute alte Produktionshallen und Spinnereigebäude, Maschinenhallen und Schornsteinreste von einer längst vergangenen, blühenden Bocholter Textilproduktion zeugen, so Paßlick in seinem Vortrag, sollen künftig in einem urbanen Quartier Menschen arbeiten und wohnen, Freizeit verbringen und Kultur erleben.
Der Erste Stadtrat Thomas Waschki berichtete weiter über die künftige Nutzung der alten Herding-Spinnerei zum Lernwerk auf dem „kubaai“-Gelände. In den letzten Monaten im Regionale-Jahr 2016 fanden in diesen Räumlichkeiten verschiedene Kulturprojekte, so z. B. Open Spaces 2016 und Soundseeing, zur Belebung und Vorstellung dieser künftigen Kulturstätte statt. Im späteren Lernwerk werden Besucher multifunktionale Räumlichkeiten genauso wie die städtischen Einrichtungen Volkshochschule, Musikschule, Stadtarchiv und weitere freie Gruppen und Vereine finden.
Aaltener Industriebrache wird zum Industriestandort 4.0
Auch die niederländischen Nachbargemeinden präsentierten ein wichtiges städtisches Projekt aus ihrer Kommune. In der Aaltener Innenstadt wird ein neuer Standort für ein Pilotunternehmen im Bereich der Industrie 4.0 entwickelt. Ein privater Investor investiere derzeit 20 Millionen Euro, um dort in verschiedenen Bauabschnitten Entwicklungs- und Fertigungsbereiche unter anderem im Bereich des Brandschutzes zu bauen. „Gerade die Industrie 4.0 wird künftig im Achterhoek oberste Priorität haben“, erklärt der Winterswijker Bürgermeister van Beem. Untersuchungen eines unabhängigen niederländischen Instituts zeigten, dass die deutsch-niederländische Grenzregion auf diesem Gebiet künftig führend sein wird. „Wir brauchen deshalb viele Fachkräfte im deutsch-niederländischen Grenzgebiet, die helfen, diese enorme Aufgabe zu bewältigen“, sagte er.
Künftige grenzüberschreitende Zusammenarbeit
Mit den „Grenzhoppers“ haätten verschiedene deutsche und niederländische Kommunen entlang der Grenze im Kreis Borken und der niederländischen Regio Achterhoek ein praktisches Instrument entwickelt, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu koordinieren, sich gegenseitig zu informieren und weiter auszubauen, erklärte Stadtkämmerer Ludger Triphaus. Sie bestehen aus den Arbeitsgruppen in den Bereichen Wirtschaft, Tourismus, Sport und Gesundheit sowie Kultur und Bildung. Triphaus sei sich sicher, dass die Zusammenarbeit in der Grenzregion künftig zu einer soliden, kreativen und innovativen Region im deutsch-niederländischen Grenzgebiet beitrage. Neu ist, dass bei den Gemeinden Aalten und Winterswijk zwei Mitarbeiter eingestellt wurden, die künftig für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zuständig sind. Außerdem stellten alle Kommunen am Ende der Sitzung ihre Ratsarbeit und die Wege vom Beschluss bis hin zur Umsetzung vor.
Besuch der Ausstellung „Die Macher und die Spinnerei“
Abschließend besuchten die Ratsmitglieder die Ausstellung „Die Macher und die Spinnerei“. Die neue Ausstellung präsentiert mit mehr als 500 Exponaten die Geschichte und das Wirken der Textilunternehmer in Westfalen. Außerdem erklärte Martin Schmidt, wissenschaftlicher Referent des LWL-Textilwerks, die künftigen Umbauten, Investitionen und Erweiterungen auf diesem Teil des „kubaai“-Geländes.

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