Deutsche Parkinson Vereinigung entsetzt über „geschmacklose“ Septemberkunst in Bocholt




Von BERTHOLD BLESENKEMPER

Ein Aufschrei geht durch die Deutsche Parkinson Vereinigung. Auslöser ist ein BBV-Bericht von gestern über die Ausstellung „Septemberkunst“. Das beigestellte Foto zeigt Laura Blankenhorn, Reinhard Schlusemann und Jule Wanders vom städtischen Fachbereich Kultur, die der Skulptur „Miss Parkinson“ von Piet Post im Herding-Gebäude einen Besuch abstatten. Das Kunstwerk zeichnet sich dadurch aus, dass der Kopf hin- und herwackelt, wenn man es dort berührt. Daher auch der Name.

Was für den niederländischen Künstler offenbar spaßig gemeint war, ist für die Betroffenen der unheilbaren Nervenerkrankung bitterer bis tödlicher Ernst. „Es kann und darf nicht sein, dass die Reduktion auf ein Kopfwackeln die seriöse Auseinandersetzung mit der unheilbaren Krankheit Morbus Parkinson durch die künstlerische Darstellung verhindert wird“, schreibt die Bundesvorsitzende Magdalene Kaminski aus Bochum jetzt in einer Stellungnahme an „Made in Bocholt“. Die 36 Mitglieder in Bocholt seien „wütend und enttäuscht“. Viele fänden „Miss Parkinson“ schlichtweg geschmacklos und diskriminierend.

Die Bocholter Selbtshilfegruppe hat nicht nur ihren Verband um Hilfe gebeten, sondern auch den Chefarzt Prof. Dr. med. Michael Haupts vom Augusta-Hospital in Anholt. Das Augusta-Hospital ist ein Fachkrankenhaus für Parkinson und MS.

Was ist Parkinson?

Bei der Parkinson-Krankheit handelt es sich um eine Bewegungsstörung, die den neurologischen Erkrankungen zugrechnet wird.
Sie ist bis heute nicht heilbar.
In Deutschland sind derzeit mindestens 350.000 Menschen betroffen-
Männer wie Frauen gleichermaßen, wobei die ersten Symptome zumeist zwischen dem 50. Und 60. Lebensjahr auftreten.
Bei Parkinson handelt es sich um eine fortschreitende Erkrankung, die unterschiedlich verlaufen kann.
Am häufigsten verbreitet ist der so genannte idiopathische Parkinson, bei dem keine klar definierbaren Ursachen erkennbar sind. Eher selten wird auch von einem erblich bedingten Hintergrund ausgegangen.
In Abgrenzung dazu gibt es Fälle von sekundärem Parkinson oder symptomatischen Parkinson-Syndromen, bei denen die Ursache der Krankheitsentstehung bekannt ist. Hierzu zählen beispielsweise die Fälle nach schweren Schädelhirntraumata durch Unfälle (Boxen), durch Vergiftungen oder nach Hirntumoren.
Außerdem gibt es eine Reihe von atypischen Parkinson-Syndromen wie die Muskelsystematrophie (MSA), wie die progressive supranukleäre Blickparese (PSP). Sie sind durch eine Kombination von Störungen im autonomen Nervensystem mit den klassischen Parkinson-Symptomen gekennzeichnet.
Ursächlich für die Krankheitsentstehung verantwortlich sind Degenerationsprozesse im Gehirn. Dabei sterben Nervenzellen in einem bestimmten Hirnareal, der Substantia nigra, ab.
Es kommt zu einem Dopaminmangel, der das Gleichgewicht mit den anderen Transmittern des Gehirns, insbesondere mit Acetylcholin, stört. Das behindert die harmonische Steuerung der Bewegungsabläufe und führt in der Folge zu den typischen Symptomen, den Kardinalsymptomen, der Erkrankung:
Akinese= Verlangsamung/Verminderung der Bewegungen,
Rigor = Muskelverspannung,
Tremor = Ruhezittern
Haltungsinstabilität (Sturzneigung)
Erst wenn 80% der Dopamin produzierenden Zellen in der Substantia nigra abgestorben sind, ist der Funktionsausfall sichtbar.

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