„Grenzgeschichten“ aus verschiedenen Blickwinkeln



Kreis Borken. Seit inzwischen mehr als einem Monat hat das kult am Kirchplatz in Vreden für Besucherinnen und Besucher geöffnet und die Dauerausstellung zum Thema „Grenze“ verzeichnet bereits großes Publikumsinteresse. Nun hat mit „Mein grünes Land. Kulturlandschaften des Westmünsterlandes im Aufbruch“ auch die erste Wechselausstellung in dem neuen Kulturzentrum ihre Türen für das Publikum geöffnet.
Die von Dr. Ulrike Gilhaus, Leiterin des LWL-Museumsamtes für Westfalen, konzipierte Wanderausstellung „Mein grünes Land“ dokumentiert, wie sich das Gesicht der Region in den letzten 150 Jahren verändert hat. Seit Mai 2016 „tourt“ diese Ausstellung durch das Münsterland, das kult ist jetzt ihre Abschlussstation. Bis zum 15. Oktober besteht dort noch die Chance, sie in Augenschein zu nehmen. Ihr Besuch lohnt sich in der Tat: In einer vielschichtigen Präsentation flankiert sie die Aktivitäten der „Regionale 2016″, die in den vergangenen Jahren den Strukturwandel in den Kreisen Borken und Coesfeld sowie Teilen der Kreise Recklinghausen, Unna und Wesel durch modellhafte Projekte unterstützt hat.
Insbesondere porträtiert sie die natur- und kulturräumlichen Veränderungen. Das Bild vom Münsterland als „das grüne Land“ mit Wiesen, Weiden, Äckern, kleinen Waldbeständen und Wallhecken, die die Einzelhöfe umgeben, beherrscht bis heute das Selbstbild der Region. Doch der Wandel ist nicht zu leugnen. Siedlungen und Gewerbegebiete fressen sich immer mehr in die „Park-Landschaft“, die Städte fransen an ihren Rändern aus. Weideflächen sind zu Ackerland umgebrochen, nur selten sieht man Vieh. Maisflächen, Schweinezucht, Biogasanlagen und Windräder dominieren das Bild.
„Die Ausstellung spricht uns gerade deshalb an, weil sie für den Kreis Borken von besonderer Bedeutung ist. In meiner Kindheit in Reken-Hülsten habe ich noch erlebt, wie mit Pferdegespannen die Äcker bestellt wurden, heute erkennt man dort Landschaftswandel an dem großflächigen Gemüsevertragsanbau, der die ganze Region versorgt“, betonte Wilhelm Stilkenbäumer, Vorsitzender des Kulturausschusses des Kreises Borken, in seinem Grußwort zur Ausstellungseröffnung am vergangenen Sonntag, 20. August.
„Mein grünes Land“ wirft einen kritischen Blick auf die Veränderungen, zeigt Schwierigkeiten, aber auch Chancen. „Dabei wird deutlich“, so Dr. Annette Menke, die im kult die Ausstellung betreut, „den Garten Eden gab es im Münsterland auch in ‚der guten alten Zeit‘ nicht.“ Immer hätten Menschen ihre Umwelt genutzt, nicht selten auch zerstört. Die Moore seien nur ein Beispiel von vielen. „Die Eingriffe von damals sind inzwischen die Herausforderungen von heute“, so Dr. Menke.
Die Wanderausstellung repräsentiert also die Vielfalt im Gebiet der „Regionale 2016″. Dass sich die erste Wechselausstellung im kult mit dieser Thematik befasst, ist kein Zufall, schließlich ist das kult selbst ein Projekt der Regionale. „Es freut es uns daher besonders, mit dieser Schau die Sonderausstellungsfläche im kult einweihen zu dürfen“, erklärt dessen Leiterin Corinna Endlich mit Blick auf die Nutzung der verschiedenen Präsentations- und Veranstaltungsräume in dem neuen Haus in Vreden.
Nach dem Ende von „Mein grünes Land“ wird vom 10. November 2017 an die Wanderausstellung „KonsumKompass“ im kult zu sehen sein. Diese von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt konzipierte Ausstellung befasst sich mit Fragen des nachhaltigen Konsums. Die ersten eigenen Sonderausstellungen des kult folgen dann 2018.
Zum Hintergrund: Das kult
Das kult wurde gemeinsam vom Kreis Borken und von der Stadt Vreden im Rahmen der „Regionale 2016″ konzipiert und gebaut. Das Ergebnis dieser Bemühungen kann sich sehen lassen: Knapp 100 Meter ist das Gebäude lang. Mit einer Gesamtfläche von mehr als 4.000 Quadratmetern bietet der Neubau am Kirchplatz 14 einen lebendigen Treffpunkt für alle Kulturinteressierten in der Region. Unter einem Dach wurden im kult verschiedene bisher getrennte Institutionen zusammengelegt, um ein Kompetenzzentrum in Sachen Kultur zu schaffen: Das ehemalige Hamaland-Museum mit seinen umfassenden Sammlungen, das historische Archiv des Kreises Borken, das Stadtarchiv Vreden, das Landeskundliche Institut Westmünsterland sowie die Kultur- und Heimatpflege des Kreises Borken. Außerdem sind in dem neuen Gebäude am Kirchplatz das Stadtmarketing und Citymanagement Vreden untergebracht. Das Gesamtinvestitionsvolumen für das kult liegt bei rund 13,5 Millionen Euro. Die Öffnungszeiten der Ausstellungen sind immer dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr, die Öffnungszeiten von Archiv und Bibliothek sind immer dienstags bis sonntags von 10 bis 16 Uhr. Weitere Informationen gibt es unter www.kult-westmuensterland.de.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert