Integration von Flüchtlingen in Bocholt: Erst pauken, dann kicken



Bocholt (PID). Erst pauken, dann kicken: Unter diesem Motto steht jetzt ein neues Projekt in Bocholt, an dem 36 junge Männer teilnehmen. Sie alle sind aus ihren Heimatländern geflüchtet und wollen Fuß fassen in Deutschland. Helfen soll ihnen dabei die internationale Fußballakademie, die Sprachförderung und Sport miteinander verknüpft. Am Dienstag wurde sie offiziell gegründet.
Wie kann Integration gelingen? Darüber machten sich die Bocholter Stadtverwaltung und die städtische Tochtergesellschaft EWIBO (Entwicklungs- und Betriebsgesellschaft der Stadt Bocholt), die in Bocholt die Flüchtlingsarbeit koordiniert, zusammen mit Reinhardt te Uhle von der Europäischen Akademie des Sports (EADS) Gedanken. Hinzu kamen Anregungen aus ehrenamtlichen Gruppierungen. Die Ideen wurden gebündelt und fanden vom Reißbrett nun den Weg in die Umsetzung: Heraus kam die Gründung einer internationalen Fußballakademie. Mit dem 1. FC Bocholt hatte man auch einen sportlichen Partner gefunden, um zu starten.
Zweimal wöchentlich Training für Kopf und Körper
Zweimal in der Woche werden Kopf und Körper trainiert. Begonnen wird mit einer Stunde Deutschunterricht. Dafür stellt der 1. FC eigens einen Raum im Vereinsheim zur Verfügung. Streng formal wie in der Schule soll es dabei nicht zugehen, auch wenn der Name „Fußballakademie“ zunächst anderes vermuten ließe. „Wir wollen Sprache alltagsbezogen, anhand konkreter Situationen, auf zunächst einfachem Level vermitteln“, sagt Christian Seidel, der mit Aras Enez die Deutschstunde ehrenamtlich durchführt. Seidel kennt sich in der Flüchtlingsarbeit aus, schon als „Bocholter Starthelfer“ war er dabei.
Fußball als Plattform, um Werte zu vermitteln
Nach der Kopfarbeit ist Bewegung angesagt. 1. FC-Trainer Frank Nehling und Emad Ayad bitten die Teilnehmer für eineinhalb Stunden aufs Fußballfeld. Und auch dort geht´s nicht vorrangig um den perfekten Spannschuss oder die gewiefte Abseitsfalle. Verständigung trotz kultureller Unterschiede, gut miteinander auskommen, sich unterstützen, Toleranz zeigen, Respekt, Teamgeist, Disziplin einüben, Emotionen teilen – das steht im Vordergrund. Die Fußballakademie als Plattform, um Werte zu vermitteln. Oder wie es 1. FC-Präsident Ludger Triphaus sagt: „Hier kann der Fußball zeigen, was für eine integrative Kraft in ihm steckt.“
Der 1. FC mache sich seit Beginn der Flüchtlingskrise für die Integration geflüchteter Menschen über den Sport stark, so Triphaus. „Wichtig ist zunächst: Spaß haben. Der fußballerische Teil wird sich dann entwickeln – das kann dann natürlich in jedem anderen Verein in Bocholt sein. Das liegt an der jeweiligen Leistungsstärke, die jemand erreicht.“
Den allgemeinen Nutzen des Projekts betont auch Benedikt Püttmann, Leiter des Fachbereichs Jugend, Familie, Schule und Sport: „Bei der Fußballakademie gibt es mehrere Gewinner: die Teilnehmer profitieren, der Fußballsport gewinnt, der Bocholter Sport insgesamt wird gestärkt. Die Stadt Bocholt stellt die Plätze zur Verfügung. Auch einen Satz neue Bälle wird es geben.“
Jürgen Beese, Leiter des städtischen Fachbereichs Soziales, und Hand-Gerd Kaiser, stellvertretender Leiter der EWIBO, stehen ebenfalls hinter der Initiative: „Sport und Sprache gehören zu den Komponenten, die Integration positiv beeinflussen. In diesem Projekt wird erstmals ein zielgerichtetes, regelmäßiges Angebot gemacht in Verbindung mit einem Verein, dem 1. FC Bocholt. Das wird die Integrationsarbeit in Bocholt weiter stärken.“
Projektpartner
Die internationale Fußballakademie ist ein Gemeinschaftsprojekt zwischen der Stadt Bocholt, der Entwicklungs- und Betriebsgesellschaft der Stadt Bocholt (EWIBO), der Europäischen Akademie des Sports (EADS) und des 1. FC Bocholt e.V..
Land NRW fördert finanziell

Finanziell gefördert wird die Fußballakademie durch das Land Nordrhein-Westfalen über die Initiative „KommAn-NRW“.
In Bocholt leben zurzeit rund 750 Menschen, die Asyl ersuchen, davon rund 500 in Landesunterkünften.
Rückfragen zur internationalen Fußballakademie beantwortet Reinhardt te Uhle unter Tel. 02871 217 65-680.

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