Qualifizierter, flexibler, gesünder – Potentialberatung bietet Unternehmen „Hilfe zur Selbsthilfe“



Von Berthold Blesenkemper

Bocholt. Qualifizierter, flexibler, gesünder. Mit diesen drei Schlagworten will das Land Nordrhein-Westfalen kleine und mittelständische Unternehmen von einer unabhängigen Potentialberatung überzeugen. Zwischen 50 und bei einem neuen vergleichbaren Bundesprogramm demnächst 80 Prozent Finanzierungszuschüsse sind drin. Erklärtes Ziel: Die Firmen sollen sich  dem international wachsenden Wettbewerb stellen können, ohne die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu überfordern. Die Bocholterin Claudia Hilbertz, Inhaberin der Akademie Life Balance, stellte jetzt bei der Firma Tekloth im Industriepark Mussum ein entsprechendes Programm vor. „Es geht nicht um Coaching oder Training. Wir bieten vielmehr Hilfe zu Selbsthilfe“, erklärte sie.

Zwei für die Wirtschaft wichtige Themen stehen bei Hilbertz im Mittelpunkt: Wissenstransfer und Fachkräftemangel. Beide verlangen, mit personellen Ressourcen künftig rücksichtsvoller umzugehen. Älteren Mitarbeitern muss es ermöglicht werden, möglichst lange im Unternehmen zu bleiben. Gleichzeitig sollen sie ihr Know-how an Jüngere weitergeben. Oft scheitert das aber schon am Verständnis füreinander.

„Junge Menschen wissen einfach nicht, warum bei älteren manches einfach länger dauert“, so Claudia Hilbertz. In diesem Fall bringt sie „GERT“ ins Spiel. Der Simulationsanzug mit Gewichten, Handschuhen und einer sichteinschränkenden Brille schränkt das Gesichtsfeld und Koordinationsvermögen wie bei einem 50-jährigen ein und lässt selbst Azubis alt aussehen. Die verstehen plötzlich, mit welchen Problemen andere zu kämpfen haben. Beim Bocholter Infoabend fungierte Stefan Boland als Versuchskaninchen und probierte GERT aus.

Positiv vorbeugend wirkt wiederum betriebliches Gesundheitsmanagement. Die Firma Teekloth hat dazu einen eigenen Fitnessraum eingerichtet. „Außerdem stellen wir überall in der Firma kostenlos Äpfel und Mineralwasser bereit“, berichtete Geschäftsführer Jürgen Willing. Ganz wichtig ist nach Einschätzung von Claudia Hilbertz angesichts ständig steigender psychischer Erkrankungen die Beobachtung der Kolleginnen und Kollegen. „Nacken- und Rückenschmerzen können oft schon erste Anzeichen einer solchen Problematik sein“, meint sie.

Neben der reinen Beschäftigungssicherung bietet die Potentialberatung aber auch klassische Stärken-Schwächen-Analysen, untersucht Marktchancen und entwickelt Zukunftszenarien. Die Unternehmen müssen im Gegenzug Zeit investieren und 50 Prozent der Kosten übernehmen. Dennoch nutzen nach Angaben von Hilbertz nur drei Prozent der berechtigten Firmen diese Option. „Auch wenn dies landesweit ein geringer Anteil ist, so wird im Münsterland dieses Instrument am meisten genutzt und hier insbesondere im Kreis Borken bzw. in Bocholt“, so Sascha Terörde von der Wirtschaftsförderung Bocholt.

Die Förderregularien sind vergleichsweise einfach. „Eintrittskarte“ ist eine Erstberatung bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Bocholt. Danach erhält der Betrieb einen Beratungscheck, den er nach erfolgreicher Maßnahme einlösen kann. Und schon kann es losgehen…

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