Rat verabschiedet sich von Kämmerer Ludger Triphaus



Rede von Bürgermeister Peter Nebelo anlässlich der letzten Ratssitzung von Kämmerer Ludger Triphaus

„Ich vermute, dass Ihnen, Herr Triphaus, öffentliche Lobreden über Sie und Ihr Wirken mindestens so wehtun wie Niederlagen der niederländischen Nationalmannschaft.
Aber genauso wie die Elf leider die WM-Qualifikation nicht geschafft hat, gilt auch für Sie: Da müssen Sie jetzt einfach mal durch…
Denn, wie heißt es: Ehre, wem Ehre gebührt.
Sie, Herr Triphaus, haben sich im Laufe Ihrer bemerkenswerten Karriere bei der Verwaltung hohe Verdienste um das Wohl der Stadt Bocholt und seiner Bürgerinnen und Bürger erworben.
Dabei muss man Ihr Wirken als Ganzes, im großen Kontext betrachten und verstehen. Sie allein auf Ihre Rolle als Kämmerer, der Sie seit 2011 sind, zu reduzieren, würde das Bild verzerren.
Ludger Triphaus war weit mehr als nur ein Herr über Haushalt und Zahlen. Das waren für Sie reine Steuerungsgrößen, mehr nicht.
Sie, Herr Triphaus, nahmen im Laufe Ihrer erfolgreichen Karriere viele Rollen wahr und scheuten keine Verantwortung. Sie zeigten dabei den Mut, gewohnte Pfade zu verlassen und Verwaltung neu zu denken. Die von Ihnen oft zitierte „Beharrlichkeit“ einer Behörde in agiles, modernes, bürgerfreundliches Handeln zu verwandeln, nachhaltige, tragfähige Strukturen zu schaffen: Das lag Ihnen am Herzen. Dafür haben Sie sich eingesetzt mit einer beachtlichen Gestaltungskraft. Einige Beispiele werde ich gleich kurz nennen.

Doch zunächst einige Worte zu Ihren Stationen.
Nach Absolvierung der katholischen Fachhochschule NRW in Münster im Jahr 1974 traten Sie, Herr Triphaus, in den öffentlichen Dienst ein – von 1974-1986 zunächst beim Kreis Borken in Ihrer Heimatstadt.
Ab Februar 1986 wechselten Sie zur Stadtverwaltung Bocholt als Leiter des damaligen Jugend- und Sportamtes. Schon in dieser Zeit machten Sie sich in Bocholt einen Namen als engagierter, präsenter Verwaltungsfachmann mit ausgeprägtem Gestaltungswillen.
Das blieb auf der Führungsebene der Verwaltung nicht unbemerkt. Im Jahre 1999 bekam Bocholt mit Klaus Ehling einen neuen Bürgermeister, dessen Büroleitung Sie ab Januar 1999 übernahmen.
Zwei Monate, von September bis November 2004, fungierten Sie in Doppelfunktion zudem als Stadtkämmerer.

Ja, und dann waren im September 2004 erneut Wahlen…
und Bocholt bekam schon wieder einen neuen Bürgermeister… ☺
Ab November 2004 wurden Sie als Leiter im Fachbereich Zentrale Verwaltung eingesetzt. Hier wirkten Sie rund 7 Jahre.
Ab Juli 2011 dann übernahmen Sie erneut die Funktion des Stadtkämmerers mit den Zuständigkeitsbereichen Finanzen, Soziales und Gebäudewirtschaft.

Sehr geehrter Herr Triphaus,
ich sagte es bereits zu Beginn: Ihr Wirken war gekennzeichnet durch einen ausgeprägten Gestaltungswillen. Diese Eigenschaft paarte sich, wie das BBV einst passend charakterisierte, mit „unerschrockener Durchsetzungskraft“.
Woher diese kam? Man mag es erahnen. Sie gehörten der Generation der sog. 68-er an, der man ja bestimmte Eigenschaften nachsagt:
Laut, aufmüpfig, unerschrocken, unbequem, kämpferisch,
getrieben davon, an alten, eingefahrenen, verkrusteten Strukturen zu rütteln,
um letztlich die Gesellschaft zu verbessern.

Ein bisschen was von alldem schimmerte beim Leitenden städtischen Sozialdirektor und Verwaltungsfachmann Triphaus in all den Jahren und in den unterschiedlichen Rollen, die Sie einnahmen, durch.
Sie scheuten nie den Konflikt oder eine Konfrontation, wenn es Ihnen nötig erschien. Eine klare Haltung einnehmen, eine klare Sprache verwenden, Zuverlässigkeit geben und Verantwortung tragen auch wenn´s mal stürmisch wurde – für diesen Stil standen Sie.
Das brachte Respekt und Ansehen ein auch bei Leuten, die nicht Ihrer Meinung waren.
Mal wuchtig rustikal und impulsiv, mal diplomatisch, stets handlungsorientiert und aufmerksam, sehr oft innovativ. Und immer strategisch vorausblickend wie ein Schachspieler, der die nächsten Züge plant: So habe ich, so haben wir Sie oft erlebt. Ihre Meinung und Ihr Wort hatten Gewicht.
Wer Sie kennt, weiß, dass Sie ein Netzwerker par excellence sind – auch eine Ihrer prägenden Eigenschaften. Überzeugt von der Kraft und Wirkung von Gesprächen und persönlichen Kontakten, wissend, dass alle Rädchen in einer Verwaltung und in einer Stadt irgendwie zusammenhängen und es besonders auf die Menschen ankommt, die diese kleinen und großen Räder drehen.
So waren Sie nie bloß ein unnahbarer Rathausmanager, sondern jemand, der den Kontakt gezielt gesucht hat zu den Menschen – egal aus welcher gesellschaftlichen Schicht sie auch kamen. Das spielte für Sie überhaupt keine Rolle.
So konnten Sie im Hintergrund viele Gespräche führen, Fäden ziehen und wichtige Entwicklungen für Bocholt in die Wege leiten. Sie waren bestens vernetzt und präsent auf allen Ebenen, ob Stadt, Kreis, Land oder Bund. Auch gebühren Ihnen große Verdienste in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit den Niederlanden.

Nach der Wahl 2004, als Sie den Posten des Kämmerers zunächst wieder abgeben mussten, haben Sie sich nicht hängen lassen, sondern als Leiter der zentralen Verwaltung das Heft des Handelns in die Hand genommen und mit umfangreichen Organisationsuntersuchungen Einsparmöglichkeiten und Potenziale der Verwaltung aufgedeckt.
Die im BBV betitelten „Triphaus-Papiere“ waren damals legendär und bildeten die Grundlage für breite Diskussionen.
Im Jahr 2011 wurden Sie erneut Kämmerer der Stadt und zudem Leiter des Fachbereichs Soziales und der Gebäudewirtschaft, zwei gewichtigen Bereichen im Haus.
Im Jahre 2015 machten Sie sich als Manager der Flüchtlingskrise einen Namen: Bocholt schaffte in den damals unruhigen Zeiten schnell gute und wirksame Strukturen, um den Menschen zu helfen und – ganz wichtig – ihre Integration frühzeitig vorzubereiten. Der Kreis Borken und die Bezirksregierung lobten das „Bocholter Modell“.
Bis zuletzt waren Sie, Herr Triphaus, der „Motor“ beim bundesweiten Projekt „Zukunftsstadt Bocholt 2030+“. Das Bocholt in der 2. Stufe steht und gute Chancen auf eine dritte Förderphase hat, ist in großen Teilen Ihnen zu verdanken, der als Netzwerker im Hintergrund dafür sorgt, die passenden Personen und Institutionen einzubinden.
Die Bedeutung des sog. Quartiersmanagements als soziale Innovation wurde in Bocholt ebenfalls früh erkannt und zusammen mit der städtischen Tochter EWIBO und anderen Akteuren erfolgreich vorangetrieben. Auch hier wirkten Sie, Herr Triphaus, als treibende Figur im Hintergrund.
Ich könnte mehr Beispiele aufzählen, aber das hieße, Eulen nach Athen zu tragen.
Nun gehen Sie und hinterlassen einen Haushalt mit einem vergleichsweise geringen Defizit; das ist sicher nicht jedem Kämmerer dieser Republik beschieden.

Es gibt neben all diesen fachlichen Qualitäten eine weitere prägende Eigenschaft: Sie werden vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hauses als großartiger Chef in Erinnerung bleiben.
Die, die unter Ihnen arbeiten durften, bescheinigen Ihnen famose Führungsqualitäten und ein besonderes zwischenmenschliches Gespür. Ein Chef, der zuhörte, an dem man sich reiben konnte, der einem zugleich viel Energie und Motivation zurückgab – das wird Ihnen attestiert.

Sehr geehrter Kollege Triphaus,
wir wissen, dass Sie ein Liebhaber des Fußballs sind. Würde ich Ihren Einsatz als Fußballreporter kommentieren, müsste ich sagen:
„Ludger Triphaus war ein ständiger Unruheherd. Er war nie in den Griff zu bekommen.“
Ob vom Gegner oder vom eigenen Team – das lasse ich jetzt mal offen… Wer den Fußballerjargon kennt, der weiß jedenfalls: Dies ist als Kompliment gemeint.

Sehr geehrter Herr Triphaus,
heute ist Ihre letzte Ratssitzung, im Januar sind Sie noch einige Tage im Dienst, dann ist Feierabend im Rathaus. Danach haben Sie mehr Zeit für Ihre Familie, besonders für ihre Frau Maria und Ihr Enkelkind.
Ich danke Ihnen für Ihr Engagement bei der Stadt Bocholt im Namen von Rat und Verwaltung und vieler Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt sehr herzlich!“

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