„Recherchezentrum“, „Staatsgeheimnis“ und „Anhaltspunkte“: Ein Hauch von Wikileaks weht durch Bocholt



Ein Hauch von Wikileaks weht durch die Heimat. „Stadtsparkasse gibt Spendenliste heraus“, titelt das Bocholter-Borkener Volksblatt und stützt sich dabei auf ein „gemeinnützige Recherchezentrum Correctiv“. Huiiiii – das riecht aber mal nach einem richtigen satten Finanzskandal!

Prompt erkennt die allseits bekannte wie beliebte Soziale Liste im Bocholter Rat laut BBV einen „Anhaltspunkt“, dass die Stadtsparkasse doch unter Umständen Gewinne an die Stadt ausschütten könnte. Sie scheint damit eventuell indirekt andeuten zu wollen, dass das Kreditinstitut unter Umständen womöglich seine Pflicht zum Stopfen der durch die Politik verursachten kommunaler Haushaltslöcher durch eine möglicherweise künstlich erhöhte Unterstützung ehrenamtlichen Engagements in der Kommune zu umgehen gewillt sein könnte. Um Gottes Willen: So etwas würde ja potenziell fast schon den Tatbestand einer etwaigen Verschwörung erfüllen…

Genug des Unsinns: Tatsache ist, dass die laut dem höchst investigativen Correctiv oft „wie ein Staatsgeheimnis“ gehüteten Spendenlisten der Stadtsparkasse Bocholt ähnlich brisant und skandalumwittert sind wie das Telefonbuch von Suderwick. Jede Menge Kindergärten, Sport- und Fördervereine und Selbsthilfegruppen finden sich darauf. Das Papier liest sich wie das „Who is Who“ des Bocholter Ehrenamtes. So hat die Stadtsparkasse in 2013 beispielsweise insgesamt 173.666 Euro verteilt. Und das Geld ist bestens angelegt. Wollen wir wirklich, dass die Sparkasse künftig weniger spendet, damit sie die eigenverschuldet latent klamme Stadt mehr unterstützen kann? Auf gar keinen Fall!

Was also soll dieses Geschwafel von Medien und Politik über „Recherchezentrum“, „Staatsgeheimnis“ und „Anhaltspunkten“?

BERTHOLD BLESENKEMPER

PS: Für alle, die das „brisante Papier“ selbst recherchieren wollen, hier die Spendenliste im Original

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