Serie 36,5 Grad: Jörg Hintenberger – Auf Turnschuhen durch die Galaxis



36,5 Grad: Jörg Hintenberger Yoktokosmos Erde

VON BERTHOLD BLESENKEMPER (Text und Fotos)

Manchmal geht einfach der Mathematiklehrer mit ihm durch. Weil Jörg Hintenberger den landläufig bekannten Begriff „Mikro“ als Beschreibung des Verhältnisses eines Planeten zum Universum eindeutig als zu groß empfand, nannte er seinen Roman „Yoktokosmos Erde“. Das Quadrillionstel Yokto – rechnerisch exakt (10−3)8 – beschreibe die Sache einfach besser, meint er, auch wenn das wissenschaftlich nicht korrekt ist. Womit wir auch schon beim Thema wären. Richtig ernst nehmen sollte man das Erstlingswerk des 45-jährigen Bocholters nicht. Gerade das aber macht die Science-Fiction-Satire für Fans des Genres durchaus lesenswert.

Jörg Hintenberger macht keinen Hehl daraus, wer oder – besser gesagt – was ihn inspiriert hat. Als Kind der 70er und 80er Jahre hat der Pädagoge des Euregio-Gymnasiums das Buch „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams förmlich verschlungen. Aus dessen Grundideen und aus eigenen philosophischen Gedanken zum menschlichen Dasein entwickelte „Hinti“, wie ihn seine Freunde nennen, die skurrile Geschichte des Erdlings Digger Brind. Der wird von einem gewissen Rubart Knox eher unfreiwillig von seinem Heimatplaneten evakuiert und gewinnt auf seiner unglaublichen Reise durch Raum und Zeit seltsame Freunde. Einer davon ist „Pott“, eine in eine Kaffeedose migrierte Künstliche Intelligenz. Klingt verrückt, ist es auch.

36,5 Grad: Jörg Hintenberger Yoktokosmos ErdeHintergrundwissen über den Autor ist beim Lesen der Weltallkomödie nicht zwingend notwendig, hilft aber beim Verständnis einiger Weisheiten. So stammt die Erkenntnis, dass verschiedene Bioformen eine Gemeinsamkeit hätten, nämlich es nicht leiden zu können, wenn Bier mit so etwas ähnlichem wie Limonade gepanscht werde, eindeutig aus Hintenbergers Zeit als Kellner im Bocholter Kultlokal Studio B. Wesentlich diffiziler ist da schon seine Theorie einer Zeitreise. Man brauche jede Menge Geschwindigkeit, meint der Hobby-Schriftsteller, mehr aber noch „die enorme innerere Gelassenheit“, den Raum verstreichen zu lassen. Bei der Idee, planetenübergreife Teleportation durch spezielle Turnschuhe zu ermöglichen und diese Art der Fortbewegung profan „Hoppeln“ zu nennen, hat sich der 45-Jährige allerdings eindeutig vergaloppiert.

Mehr als 20 Jahre hat Jörg Hintenberger am „Yoktokosmos“ gearbeitet. Viele Urlaube, unzählige Gespräche mit Freunden und seiner Frau Erika sowie einige Flaschen Rotwein neigten sich dem Ende zu, ehe das 240-seitige Werk in Ermangelung eines interessierten Buchverlages in Eigenregie 500mal gedruckt wurde. Herausgekommen ist ein Erstling, dem man anmerkt, dass ihm ein professioneller Lektor fehlte. So entwickelten sich Längen und schwach ausgeprägte Spannungsbögen. Jörg Hintenberger macht diese jedoch mit viel Phantasie und spürbarem Schreibtalent wieder wett.

Inzwischen traut sich der Bocholter an eine Fortsetzung. Denn für gute Geschichten gibt es zumindest laut (Zitat) Expose zur Vorlesung „Philosophie für Erstsemester“ des Studiengangs „Planetarische Verwaltung“ an der gregorianischen Universität für angewandte Ordnung und Sauberkeit noch ausreichend Platz „im luftleeren Raum“.

Übrigens: Das von Martin Pritzel illustrierte Taschenbuch gibt es zum Preis von 9.90 Euro unter http://www.yoktokosmos-erde.de oder bei der Mayerschen – untenhintenrechts!

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