Serie 36,5 Grad: Marcus Suttmeyer – Das Ziel fest im Blick




Von BERTHOLD BLESENKEMPER (Text und Foto)

Übersehen kann man Marcus Suttmeyer nicht. Dafür sorgt schon seine außergewöhnliche Körpergröße von 2,08 Metern. Inzwischen arbeitet der 51-Jährige zusätzlich intensiv daran, dass man ihn auch möglichst nicht übergehen kann. Denn als frisch gebackener Vorstandsvorsitzender der Bürgerstiftung Bocholt kämpft der gelernte Automobilkaufmann an vorderster Front für den Erhalt des Schützenhauses Bocholt. Und das bedeutet, Menschen motivieren, Lobbyarbeit betreiben, Geldgeber finden, Klinken putzen und Stunden über Stunden mit detaillierten Planungen zu verbringen. „Ich hätte nie gedacht, dass das so viel Arbeit sein kann“, erklärt der gebürtige Gelsenkirchener.

Zum Ehrenamt engagierter Sänger des Kirchenchores St. Georg. Dort hatte der 51-Jährige unter anderem Veranstaltungen mit organisiert und erfolgreich Spenden eingesammelt. Das und noch so einiges mehr prädestinierte ihn für die Stiftungsarbeit.

Ehrenamtliche Arbeit frisst viel Zeit. Aber das stört Suttmeyer nicht. Zeit hat er – wenn auch gänzlich unfreiwillig. Im Alter von 30 Jahren erkrankte der damals junge Familienvater gleich an mehreren Krebserkrankungen in Folge. Er überlebte. Seitdem  ist Suttmeyer arbeitsunfähig und Rentner. Und er hat gelernt, nicht so schnell aufzugeben.

Als ehemaliger Automobilkaufmann, der über seine Cousin Ansgar, einem Ex-Torhüter des FC Olympia, von Gelsenkirchen nach Bocholt kam, hier seine Frau kennenlernte und blieb, kann Suttmeyer zudem mit Zahlen umgehen. Das ist auch dringend notwendig angesichts der Summen, mit denen die Bürgerstiftung plant. 16 Millionen Euro soll allein die Wiederherstellung des Schützenhauses und der Ausbau des Gebäudes zu einem hochmodernen Veranstaltungszentrum mit bis zu 1300 Sitzplätzen kosten. Wie aber treibt man so viel Geld auf? „Momentan ist das ein wenig wie die Geschichte von der Henne und dem Ei. Man weiß nicht, was zuerst da war“, erklärt Suttmeyer. Er hat jedoch eine klare Strategie.

Ein wichtiger Meilenstein ist die rechtsgültige Anerkennung der Bürgerstiftung. Erst dann können offiziell Spenden eingesammelt werden. Diese dienen in erster Linie dazu, ein finanzielles Polster zu schaffen. Der wichtigste Baustein bei der Finanzierung sind Zuschüsse des Landes. Wie das gehen kann, zeigt das Beispiel einer Bürgerstiftung in Schwerte. Dort kaufte die Stadt 1990 die so genannte „Rohrmeisterei“. Diese wurde einer Stiftung übertragen. Und die  ließ das historische Gebäude mit Hilfe einer 60-prozentigen Förderung aus Düsseldorf zu einem Bürger- und Kulturzentrum umbauen und stellt seitdem den Betrieb sicher. Die dabei erzielten Gewinne decken größtenteils die Darlehen ab, mit denen der Rest der Modernisierung vorfinanziert wurde.

 „Momentan sind die Zinsen extrem niedrig. Das ist für uns eine Riesenvorteil“, verdeutlicht Marcus Suttmeyer, dass es in Bocholt ähnlich laufen könnte. Im Kleinen habe es hier sogar schon funktioniert. „Pro Barlo und der Saal Wissing-Flinzenberg sind ein gutes Beispiel dafür“, so der Vorstandsvorsitzende.

Inzwischen hat die Bürgerstiftung nach anfänglichen kleinen Störfeuern auch Rückendeckung aus dem Rathaus. Bürgermeister Peter Nebelo sprach sich in seiner Neujahrsansprache 2017 klar für das Projekt aus. Die Stadt hat durchaus Interesse am Schützenhaus. Denn sie feiert im Jahr 2022 ihren 800sten Geburtstag. „Das wäre doch ein schöner Termin für eine Einweihung des neuen Schützenhauses“, meint Marcus Suttmeyer. Dann könnte auch sein Sohn Phillip mitfeiern. Der gehörte übrigens zur letzten Abiturientia, die im Schützenhaus ihren Abschluss feiern durfte.

Lesen Sie diesen Bericht auch im Bocholter Stadtmagazin PAN

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