Serie 36,5 Grad: Sarah rockt!



Sarah Hübers
Von BERTHOLD BLESESENKEMPER (Text und Foto)
Die nietenbesetzte Mütze forsch nach hinten gedreht wie Skorpions-Sänger Klaus Meine,  zerrissene Jeans, rote Strähne im Haar und ein Dutzend bunter Festival-Bändchen am Arm, der lässig eine giftgrüne Dreiviertel-Gitarre hält. Zumindest äußerlich hat Sarah Hübers ihr Ziel bereits erreicht. Die elfjährige Bocholterin will Rockstar werden. Berufliche Alternativen interessieren sie nicht. „Einfach nur Rockstar“, bekräftigt die Schülerin.

Der Anfang ist gemacht. Sarah trat bereits in der Casting-Show „The Voice Kids“ auf, spielte als Vorgruppe bei einem Konzert der Sängerin Nena in Dinslaken, trat gemeinsam mit der Kelly-Family beim ZDF-Sommer-Hit-Festival auf und präsentierte sich erfolgreich als Straßenmusikerin beim „Bardentreffen“ in Nürnberg. Im Dezember erscheint Sarahs erste CD. So nähert sie sich Schritt für Schritt ihrem Traum.

 

Für Marco Launert von der Rockschule Bocholt kommt diese Zielstrebigkeit nicht überraschend. „Irgendwann kamen Sarahs Eltern zu mir und erzählten, sie hätten eine Tochter zu Hause, die drei Stunden am Tag Gitarre übe. Sie fragten, was man da machen könne und ich sagte: Her mit ihr!“, schildert der Musikpädagoge. Seitdem unterrichtet er das Mädchen und baut es langsam auf. Seine Devise: Immer schön auf dem Teppich bleiben.

 

Wie aber passt das zur Teilnahme bei „The Voice Kids“? Sarah Hübers sang dort vor knapp einem Jahr vor knapp 2,7 Millionen TV-Zuschauern und schied in der ersten Hauptrunde aus. „Wir haben uns vorher das Format genau angeschaut und ich muss sagen, das ist die einzig kindgerechte Casting-Show in Deutschland. Die geben sich da echt Mühe“, erklärt Launert. Zudem wollte Sarah unbedingt dahin. Und der Lehrer weiß, wie beharrlich die Elfjährige sein kann, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat.

 

Für die Bocholterin ging es trotz des frühen Scheiterns am Ende gut aus. Die deutsche Musik-Ikone und Voice-Jurorin Nena lud die Bocholterin ein, bei einem Konzert in Dinslaken als Vorgruppe aufzutreten. Das war ein Highlight in der noch jungen Karriere der Gesamtschülerin. Im vergangenen August folgte das ZDF-Sommer-Hit-Festival, bei dem sie mit der Kelly-Familie auftrat,

 

Seitdem ist es etwas ruhiger geworden. Hier mal ein Auftritt bei der Gewerbeschau Bocholt 4.0 oder beim Bokeltsen Treff, dort ein Konzert mit den anderen Schülern der Rockschule und dazwischen üben, üben, üben. Sarah macht das sichtlich Spaß. Die Gitarre im Arm zupft sie selbst beim Interview mit Made in Bocholt mal an dieser Saite, mal an einer anderen oder lässt das Plektron über das Griffbrett wandern. Irgendwie scheint bei ihr alles Musik zu sein. Fast alles. Denn ab und zu tauscht Sarah ihr Rocker-Outfit gegen ganz normale Mädchenkleidung, geht mit Freundinnen shoppen oder schlüpft ins Fußballtrikot des FC Grün-Weiß Lankern. So viel Zeit muss ein.

 

Weitaus lieber jedoch als auf dem Platz steht die Bocholterin auf einer Bühne. Dort covert sie bekannte Songs erfolgreiche Rocker. Mehr und mehr gesellen sich dazu eigene Songs. Sarah weiß: Wer ein Star werden will, muss kreativ und unverwechselbar sein. Kopien sind im Showgeschäft auf Dauer nicht gefragt.

 

Also schreibt das Mädchen gemeinsam mit Vater Thomas und Marco Launert und fleißig Texte und arrangiert Melodien, die zu ihr passen. Vorgetragen werden die bevorzugt laut. Ein echte Rockstimme muss bekanntlich röhren. Keine leichte Aufgabe für eine 11-Jährige. Was ihr an Stimme fehlt, macht Sarah mit Sympathie wett. Das Mädchen ist aufgeschlossen, freundlich und vor allem unkompliziert. Das macht es ihr leichter, mit dem frühen Ruhm umzugehen. Außerdem sind da noch die Klassenkameraden, ihre Eltern und der 15-jährige „große“ Bruder, die sie immer wieder in den ganz normalen Alltag zurückholen. Denn noch ist es nur ein Traum, das Leben als Rockstar. Und Träume sind für 11-jährige Mädchen das normalste der Welt.

Lesen Sie diesen Bericht auch im Bocholter Stadtmagazin PAN

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