Soziale Liste beklagt Leerstände in der City / Made in Bocholt stellt Lösungskonzepte vor



Von BERTHOLD BLESENKEMPER

Die Soziale Liste Bocholt macht sich Sorgen um die City. „Der Leerstand in der Innenstadt entwickelt sich rasant und beängstigend. In immer kürzeren Abständen schließen immer mehr Einzelhandelsgeschäfte. Die Innenstadt, zumindest der Neutorplatz, gleicht einer Geisterstadt“, schreibt die Stadtverordnete Bärbel Sauer in einer Anfrage für die morgige Haupt und Finanzausschusssitzung. „Made in Bocholt“ hat sich einmal nach Konzepten umgeschaut und ist dabei auf mehrere Lösungsansätze gestoßen. Drei Konzepte aus Wittlich, Dillenburg und Wuppertal stellen wir an dieser Stelle einmal vor.

ALWIN bringt Wittlich in die Schlagzeilen

„Alwin bringt Wittlich in die Schlagzeilen“, schreibt der Trierer Volksfreund. Mit ALWIN ist die Abkürzung Aktives Leerstandsmanagement Wittlicher INnenstadt, gemeint, eine Gemeinschaftsinitiative zur Reduzierung der Leerstände und zur Förderung von Neuansiedlungen. Getragen wir es von der Verwaltung, von ehrenamtlichen Leerstandslotsen, den Banken und Organisation wie Handwerkskammer und IHK.

Die Idee ist einfach. Ein Gründer oder Jungunternehmer stellt seine Geschäftsidee vor. Wenn das Konzept Eigentümer und Experten überzeugt, bekommst er oder sei einen der Läden zu speziellen Konditionen zur Verfügung gestellt und kann loslegen. In der Regel zahlt der Gründer sechs Monate keine und weitere sechs Monate eine gestaffelte Miete. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Varianten. Bei „ALWIN pop-up“ kann ein Ladenkonzept bis zu drei Monate lang für 75 Euro wöchentlich in einem von der Initiative angemieteten Ladenlokal ausprobiert werden. Bei „ALWIN direkt“ tritt die Zentrale nur als Vermittler zwischen Interessenten und Vermieter auf. Den regeln die beiden untereinander. Und bei „ALWIN Experte“ stehen drei Fachleute den angehenden Ladenbetreibern oder Gastronomen zur Seite und übernehmen bei Bedarf sogar so eine Art Patenschaft.

Wie der Trierer Volksfreund weiter berichtet, gab es laut Stadtverwaltung im Jahr 2017 bereits 15 Neueröffnungen, sechs temporäre Konzepte sowie vier Schließungen – also eine Bilanz von plus elf neuen Geschäften. So sei die Leerstandsquote von 12,8 Prozent auf acht Prozent gesunken. Auch das Wirtschaftsmagazin Brand eins hat sich mit ALWIN beschäftigt.

Dillenburg: Runter vom Sofa – mach deinen Laden

Im 24.000-Einwohner-Städtchen Dillenburg hingegen wurde das Leerstandsmanagement  bei der Stadtverwaltung angesiedelt. Die Mitarbeiterübernahmen die Kartierung sowie die Vermarktung der Leerstände. Die Vermarktung erfolgt über die Geschäftsflächenbörse auf dem Internetportal der Stadt, wo ein Kurzexposé der Immobilien mit Foto und Grundrissskizze abrufbar sind.Zudem könnenVermieter einen Erfassungsbogen online ausfüllen und sich somit in die Geschäfts- flächenbörse eintragen lassen. Die zuständigen Mitarbeiter des Ressorts beraten die Immobilienbesitzer bezüglich der Miethöhen.

Gemeinsam mit dem Förderkreis Dillenburg e.V., der für das Stadtmarketing zuständig ist, lobte die Stadt im Jahr 2007 erstmals den Wettbewerb „Runter vom Sofa – mach deinen Laden“ aus. Der Sieger des Wettbewerbs erhält 5.000 Euro Startgeld und die ersten drei Monate Mietfreiheit. Daneben wird das Unternehmen in der Suche einer geeigneten Immobilie sowie bei der Umsetzung des Business-Plans mit den beteiligten Banken unterstützt. Zudem ist eine einjährige Unterstützung bei der Unternehmensführung sowie Anzeigenwerbung im Wert von 500 Euro vorgesehen.

Zwischennutzungsagentur in Wuppertal aktiv

In Wuppertal wurde eine so genannte Zwischennutzungsagentur aktiv. Deren Aufgabe ist es, leerstehende Ladenlokale einer neuen Nutzung zuzuführen und somit das Straßenbild wieder zu beleben. Gemeinsam mit Vermietern, Bewohnern und Geschäftsleuten sollen neue Ideen und Wege gefunden werden, um dem Leerstand entgegenzuwirken.

Zur Vermarktung der Leerstände werden Events initiiert und in den leer stehenden Ladenlokalen durchgeführt. Bei dem Projekt „Arrenberg is(s)t“ veranstalten Bewohner gemeinsam mit Geschäftsleuten Dinner-Abende im Leerstand und entwickeln Visionen für das Quartier. Die Dauerausstellung „Gerüch(t)eküche“ präsentierte eingedeckte Küchentische der unterschiedlichen Kulturen im Quartier in den Schaufenstern. Das Theaterstück „Bohm und Böhmer“ macht sich den Leerstand zu nutze und bespielt jeweils eine Woche lang ein Ladenlokal in den Gründerzeitquartieren.

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