Sperrmüllbörse: „Gibt’s den Teppich auch in grün?“



Bocholt (PID). „Gibt’s den Teppich auch in grün?“ Die Frage hatte eine Besucherin der ersten Sperrmüllbörse 2017 Abfallberaterin Petra Tacke gestellt. Die musste schmunzelnd verneinen. „Wir können nur das verkaufen, was bei uns abgegeben wird.“ Und das, was abgegeben wurde, fand am 20. Mai reißenden Absatz. Innerhalb der ersten Stunde waren 60 % der Stücke verkauft, insgesamt 90%.
Und das für einen guten Zweck. Der Erlös von insgesamt 2.314 Euro und 69 DM (in Pfenningen) geht komplett an PariSozial Münsterland. Geschäftsführer Martin Huesmann und die Leiterin des Bocholter Büros, Steffi Liebrand, nahmen am 1. Juni 2017 den Scheck und die komplette Summe aus den Händen von Petra Tacke entgegen.
Notfallkonto
Das Geld kommt auf ein Notfallkonto und wird für Familien verwandt, die bei den vielen Fördertöpfen durch jedes Raster fallen und in Extremsituationen tatsächlich auf finanzielle Hilfe angewiesen sind. „Ob es um den Eigenanteil bei einer Klassenfahrt geht, ganz banale Dinge wie Kleidung oder Schuhe, aber auch um den Bereich Schwangerschaftsverhütung oder Hilfsmittel wie Brillen“, berichtet Steffi Liebrand, „vielfach ist es in diesen Fällen so, dass entweder die Fördertöpfe schon ausgeschöpft sind oder aber auch, dass es für die Eltern und Familien dann nicht einfach ist, offen zu sagen, ich habe das Geld nicht.“ In diesen Fälle will PariSozial den betroffenen Familien unter die Arme greifen. „Das sind dann keine riesigen Beträge, aber oft reicht es dann schon, dass geholfen werden kann.“ „Für uns ist das schon klasse, wenn wir komplett unbürokratisch helfen können“, freut sich Martin Huesmann.
Dreimal im Jahr
Die Sperrmüllbörse des ESB findet dreimal im Jahr statt. Die nächsten Termine stehen auch schon fest, es sind dies der Samstag, 22.7., und Samstag, 30.9. Und der Zulauf steigt: „Wir haben immer mehr Exponate, die speziell für die Börse abgegeben werden“, berichtet Petra Tacke, „die sind dann schon extra verpackt und es sind vielfach richtig schöne Stücke darunter, die dann auch schnell einen neuen Besitzer finden.“ Vielfach werde auch gefragt, was mit dem eigenommenen Geld passiere und für viele sei es auch wichtig, dass das Geld für Bocholter Organisationen verwendet werde.
Reger Austausch
Die Sperrmüllbörse entwickele sich auch zu einem regen Austausch, „so haben wir das Karo dabei, das Repair-Café unterstützt uns ebenso wie die AWO, die bei der Börse Waffeln verkauft“, berichtet Tacke weiter, „und ich freue mich immer wieder, wenn ich auch noch nach einem halben Jahr Reaktionen von den Börsenbesuchern bekomme.“ Eine Dame habe -gegen den Widerstand ihres Mannes – einen Barschrank, der schon ein wenig ramponiert war, gekauft und den aufgearbeitet. „Als ich dann viel später eine E-Mail mit einem Bild des restaurierten Schranks erhalten habe, habe ich mich sehr gefreut“, so Tacke, „passt es doch zu unserem Ziel, Wieder- und Weiterverwertung vor Entsorgung.“
Hintergrundinfos zu PariSozial Münsterland
Im Verband „Der Paritätische“ sind 3.000 Mitgliedsorganisationen eingebunden. Das Aufgabenspektrum reicht von der Aids-Hilfe bis zum Studentenwerk, von der Frauenselbsthilfe nach Krebs bis zur VdK, „es muss immer gemeinnützig und konfessionslos sein“, betont Martin Huesmann, Geschäftsführer für den Verband im Kreis Borken, „PariSozial Münsterland gibt es sei 2004.“ Angeboten werden Beratung und Betreuung im Rahmen des SGB VIII in Form von Sozialpädagogischer Familienhilfe, Erziehungsbeistandschaft, Hilfe für junge Volljährige, dies alles immer in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Jugendamt. Dazu kommen Hilfen für Menschen mit Hörbehinderungen, aber auch – und das als einzige nichtkonfessionelle Stelle – Schwangerschafts- und Familienberatung, Sexualpädagogische Beratung, „dort geht es vor allem um Selbstbestimmung, Prävention und das Setzen von Grenzen“, berichtet Huesmann. Ein viertes Aufgabenfeld ist die Kooperation mit OMEGA im Rahmen der Hospizarbeit. „Angedacht ist auch, dass wir künftig noch einen Kita-Service aufbauen“, kündigt Huesmann an. In Bocholt gibt es den Paritätischen seit über 20 Jahren, „angefangen hat es damals mit einem Mitarbeiter mit Rucksack“, berichtet Huesmann. Zurzeit werden von Bocholt aus 30 Familien begleitet, „wir beraten und unterstützen in schwierigen Lebenssituationen, versuchen zum Beispiel mittels Elterncoaching die Eltern zu befähigen, eigene Kompetenzen zu stärken, damit diese dann selber mit ihrem Leben zurechtkommen können“, erläutert Steffi Liebrand.

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