Stadtgeschichte: Die Heuer-Ampel an der CEAG-Kreuzung in #Bocholt



Bocholt (PID). Im Januar 1950 wurde bekannt, dass an der Kreuzung Kaiser-Wilhelm-/Ebert- und Hohenzollernstraße der Verkehr künftig mit Hilfe einer nach ihrem Erfinder genannten Heuer-Ampel gelenkt wird. Mit Hilfe dieser Einrichtung sollte der Fahrzeugverkehr geregelt, die Fußgänger geschützt und Verkehrsunfälle vermieden werden.
Die Verkehrssicherheit stand hier im Vordergrund, weil vor allem der Kraftfahrzeugverkehr in jener Zeit stark zunahm und somit auch das Unfallrisiko am südlichen Ausgangstor der Stadt. Erst einige Monate zuvor war es an dieser Kreuzung zu einem tödlichen Verkehrsunfall gekommen.
Die Heuerampel war für die Bocholter nichts Neues. Schon im September 1934 hatte man einen solchen selbsttätigen Verkehrsregler am Marktplatz in Betrieb genommen. Er bestand aus vier Signalscheiben, die den einzelnen Straßenseiten zugewandt waren. Darauf befanden sich jeweils beleuchtete Ringe mit roten (links und rechts) und grünen (oben und unten) Segmenten sowie auf jeder Seite ein weißer Doppelzeiger, der sich im Uhrzeigersinn drehte. Bewegte sich dieser in die Waagerechte, berührten seine Spitzen den roten Bereich, und ein Überqueren der Kreuzung war in jenem Augenblick nicht gestattet. Zeitgleich wurde den Verkehrsteilnehmern in Querrichtung dagegen ein senkrechter Pfeil angezeigt, dessen Enden in den grünen Bereich wiesen und somit freie Durchfahrt signalisierten.
Das Anfang 1961 entstandene Foto zeigt die Heuer-Ampel an der sogenannten CEAG-Kreuzung, deren Namen von dem im Hintergrund befindlichen Elektrogeschäft der „Concordia Elektrizitäts AG“ (CEAG) abgeleitet ist. Im Augenblick der Aufnahme wandert der Zeiger links gerade vom grünen in den roten Bereich. Sein rechtes Gegenüber dagegen bewegt sich mit seinen Enden synchron auf die grünen Felder zu.
In der Anfangszeit beachteten sowohl Fußgänger als auch Fahrzeugführer die Heuer-Ampel wenig, die jeweils morgens um fünf Uhr eingeschaltet wurde. Nur wenn ein Schutzmann vor Ort gerade seinen Dienst versah, folgte man der neuen Einrichtung. Manchmal streikte die Ampel auch und legte eine unverhoffte „Pause“ ein. Dann begann von neuem das Ratespiel „Wer hat Vorfahrt?“ Nach mehr als zehnjährigem Einsatz hatte die Heuer-Ampel in Bocholt endgültig ausgedient. Nach dem großzügigen Ausbau der CEAG-Kreuzung erhielt dieser Verkehrsknotenpunkt moderne Ampeln, die am 31. August 1962 in Betrieb gingen.

Text: Wolfgang Tembrink, Stadtarchiv Bocholt

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