Stadtgeschichte: „Gedenket eurer Vorsteher, die euch das Wort Gottes verkündet haben“



Bocholt (PID). „Gedenket eurer Vorsteher, die euch das Wort Gottes verkündet haben“ – diese mahnenden Worte aus dem siebenten Kapitel des 13. Hebräerbriefes sind auf dem Totenzettel von Joseph Reinert zu lesen, der in den frühen Morgenstunden des 15. Juli 1934 im Bocholter St.-Agnes-Hospital verstarb. Fast 21 Jahre lang wirkte er als Pfarrer an der Liebfrauenkirche und als „ein Mann voll Seeleneifer nach dem Beispiel des guten Hirten“. An ihn erinnert jetzt das Foto des Monats vom Bocholter Stadtarchiv.
Joseph Bernard Reinert – auch Schulte Reinert – wurde am 20. Februar 1870 in Lutum bei Billerbeck geboren. Er besuchte die Volksschule und das Gymnasium in Coesfeld, um anschließend in Münster Theologie zu studieren.
Seit 1911 an der Liebfrauenkirche
Dort empfing er am 30. Mai 1896 die hl. Priesterweihe. Nach kurzer Tätigkeit als Kaplan in Vellern versetzte man ihn im April 1899 nach Steyl (Niederlande), wo er als Anstaltsgeistlicher im Kloster der Schwestern von der Göttlichen Vorsehung arbeitete. Ende 1911 kam der Geistliche schließlich als Kaplan an die hiesige Liebfrauenkirche. Als der damalige Pfarrer Reinhold Rohlmann im Juli 1913 verstarb, übernahm Joseph Reinert umgehend die Pfarrverwaltung der rund 8.500 Seelen zählenden Gemeinde. Er blieb in Bocholt und wurde am 26. November 1913 als zweiter Pfarrer an Liebfrauen in sein Amt eingeführt. Das Foto ist seinem Reisepass entnommen, den die örtliche Polizeiverwaltung im Juli 1915 ausstellte.
Gleich zu Beginn seiner Amtszeit warteten große Aufgaben auf den neuen Pastor. Zwar war der Erweiterungsbau der Liebfrauenkirche gerade fertig gestellt worden, jedoch fehlte es noch an der gebührenden Innenausstattung. So wurden auf seine Initiative hin im Laufe der Jahre die Glocken, die Orgel, der Kriegergedächtnisaltar, eine Monstranz und neue Kirchenfenster für die Südfront des Gotteshauses beschafft.
Seelsorge und Kinderhilfe
Als Pastor machte sich Reinert vor allem um die Hausseelsorge und die Diaspora-Kinderhilfe verdient. Ferner stand er dem örtlichen Caritasverband vor und leitete jahrelang die Prozessionen zum Annaberg und zum wundertätigen Kreuz bei Haltern. 1933 führte Pfarrer Reinert eine eigene Fronleichnamsprozession in seiner Liebfrauen-Gemeinde ein.
Schon seit seiner seelsorgerischen Tätigkeit in Steyl war seine Gesundheit geschwächt. Zuletzt befiel ihn ein schweres inneres Leiden, von dem er sich nicht mehr erholte. Nach seinem Dahinscheiden fand Pfarrer Joseph Reinert als vierter Stadtseelsorger auf dem Friedhof an der Blücherstraße seine letzte Ruhestätte.

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