Stadtgeschichte: Zur Eröffnung des Capitol-Theaters in #Bocholt



Bocholt (PID). „Das Kino ist tot – der Lichtpalast marschiert“, dieses Zitat eines Lichtspiel-Fachmannes war kennzeichnend für das Capitol-Theater mit seiner Kinoatmosphäre vom Feinsten, das Wilhelm Nieling jun. am 29. September 1927 an der Ecke Ravardi-/Kaiser-Friedrich-Straße (heute Meckenemstraße) eröffnete. In der langen Reihe der örtlichen Kinohäuser war es das neunte und zugleich das am längsten existierende Filmtheater der Bocholter Kinogeschichte.
Es galt während der Goldenen Zwanziger Jahre als führendes Haus seiner Branche im Rheinland und in Westfalen.
1.200 Sitzplätze und ein schwerer Bühnenvorhang
Über zwei Eingänge an der Ravardistraße ging man in eine 34 Meter lange und zehn Meter breite Wandelhalle zu den beiden Kassenhäuschen. Unter dem Eingangsbereich befand sich die mit 1.200 Kleiderhaken versehene geräumige Garderobe, von der man das Kino zur Kaiser-Friedrich-Straße auch verlassen konnte. Von der Wandelhalle führten rechts und links zwei Eingänge in den großen Saal des Lichtspieltheaters, der mit insgesamt 1.200 Sitzplätzen ausgestattet war. Über breite Treppen ging es hinauf auf die Empore zu den 300 Balkon- und Logenplätzen, die den Besuchern besonders bequeme Sitzgelegenheiten aus Federpolstern mit roten Bezügen boten. Die nummerierten Stuhlreihen im großen Saal des Capitol-Theaters waren durch einen Mittelgang getrennt. 25 Reihen, rechts und links mit jeweils 18 in geschweiften Bögen angeordneten Sperrsitz- und Parkettplätzen, bildeten das Innere des unteren Zuschauerraumes. Die einzelnen Sitzreihen erhöhten sich leicht in rückwärtiger Richtung und erlaubten somit allen Besuchern einen ungetrübten Blick auf die 30 qm große Leinwand und die darunter befindliche Bühne. Den Beginn einer Vorstellung kündigte ein elektrisch betriebener Gong an. Auf diese Weise konnte auch der schwere Bühnenvorhang bedient werden. Ein vertiefter Raum für ein Sechs-Mann-Orchester (sog. Pariser Besetzung), moderne Ventilatoren und eine elektrische Feuerlöschvorrichtung zum sofortigen Verschließen des Bildwerferraumes gehörten zur weiteren Ausstattung des imposanten und stilvollen Gebäudes mit den beiden markanten Türmchen, das der Bocholter Architekt Bernhard Valk entworfen hatte.
Premiere mit „An der schönen blauen Donau“
Die Eintrittskarten, die Wilhelm Nieling zur Eröffnung verkaufte, waren nach kurzer Zeit restlos vergriffen und das Capitol-Theater bis auf den letzten Platz besetzt. Premiere feierte man mit dem Film „An der schönen blauen Donau“ mit Lya Mara und Harry Liedtke.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert