Bürgermeisterwahl Bocholt: Die Nichtwähler entscheiden mit!



Ein Kommentar von BERTHOLD BLESENKEMPER

Es klingt verrückt: Aber nicht die Wähler, sondern diejenigen, die aus Desinteresse oder Lustlosigkeit am Sonntag auf einen Urnengang verzichten, könnten darüber entscheiden, wer in Bocholt Bürgermeister wird. Der Grund: Von einer möglichen niedrigen Wahlbeteiligung profitiert erfahrungsgemäß in erster Linie der Herausforderer Heinrich Welsing. Seine Anhänger haben weniger zu verlieren. Sie sind motivierter, wollen die Überraschung und werden andere mitziehen. Die entscheidende Frage aber ist, ob sie auch zahlreich genug sind.

Das allgemeine Stimmungsbild scheint eher für Peter Nebelo zu sprechen. Er ist bekannt und beliebt. Außerdem hat er eine klaren Amtsträgerbonus. Doch Nebelo wirkte zuletzt müde. Den Wahlkampf hat er extrem spät begonnen und sich dabei nicht gerade ein Bein ausgerissen.

Anders Heinrich Welsing. Mangelndes Engagement kann man ihm wahrlich nicht vorhalten. Eher wohl mangelnde Klarheit. Der CDU-Kandidat sprach oft von Zielen und Plänen, nannte sie aber nie konkret. Sehr oft blieb er Antworten schuldig. Stattdessen konzentrierte er sich darauf, die vermeintlich bessere Verwaltungschef-Alternative darzustellen. Ob das reicht?

Welsings größtes Plus, der Rückhalt der CDU, ist gleichzeitig sein größte Manko. Denn die Bocholter Union schafft es partout nicht, Kandidatinnen und Kandidaten langfristig aufzubauen. Wäre Welsing als Fraktionschef ins Rennen gegangen, hätte man ihm die oft beschworene  Führungsstärke leichter abgenommen. Der Landwirt hätte Zeit und Raum gehabt, ein eigenes Profil zu entwickeln und Bekanntheit zu gewinnen. So aber musste er von Beginn an mit dem Makel eines vermeintlichen „Notkandidaten“ von Panofens Gnaden leben.

Eventuell reicht es jedoch zum Wechsel. Darüber werden, wie gesagt, auch die Nichtwähler entscheiden. Wenn sich Nebelos Anhänger zu siegessicher sein und auf eine Stimmabgabe verzichten sollten, könnte es extrem eng werden. Der letzte, der diesem Effekt in einer Stichwahl zum Opfer fiel, war vor elf Jahren Klaus Ehling.

Eine Stichwahl wird es diesmal nicht geben. Die wäre nur bei exakter Stimmengleichheit möglich. Gleichwohl ist das Rennen längst nicht gelaufen.  Die Anzahl der Briefwähler deutet auf ein akzeptable Beteiligung hin. 5450 Bocholterinnen und Bocholter haben ihre Stimme bereits abgegeben. Das sind schon jetzt 150 mehr als 2009. Wollen wir hoffen, dass es deutlich mehr werden. Also: Gehen Sie wählen!

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