Unternehmerverband: Gehaltsdiskussion muss vom Kopf auf die Füße



„Wer glaubt, dass der Schlüssel für die Beseitigung der Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen in den Personalabteilungen der Unternehmen liegt, der irrt“, meint Martin Jonetzko, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des hiesigen Unternehmerverbandes. Es werde der Eindruck erweckt, dass Frauen für die gleiche Arbeit weniger Geld erhalten. „Dieser Eindruck ist falsch: Unsere Tarifverträge kennen gar keine Geschlechtertrennung bei der Bezahlung“, so Jonetzko. Entscheidende Kriterien bei der Bezahlung seien die Qualifikation, die Leistung und die Länge der Betriebszugehörigkeit. „Dabei ist die Leistungsfrage definitiv keine Frage des Geschlechts. Hier kann der Grund für Einkommensunterschiede nicht liegen“, erklärt der Arbeitgebervertreter.

Entscheidend seien vielmehr die Qualifikation und die Länge der Betriebszugehörigkeit. „Die Wahrheit ist, dass wir ein großes Problem bei der Berufswahl haben. Frauen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten viel öfter für schlechter bezahlte Berufe interessiert und qualifiziert als Männer. Rollenklischees haben dazu gewiss beigetragen“, so Jonetzko. Die Metall- und Elektroindustrie, größte Branche der Bundesrepublik, arbeite zum Beispiel seit Jahren mit Hochdruck daran, bei Frauen Vorurteile gegenüber technischen Berufen abzubauen. Mit Info-Trucks fährt die Branche regelmäßig auf die Schulhöfe – auch in der Region – um Aufklärungsarbeit zu leisten.

„Leider haben wir aber immer noch viel zu wenige junge Mädchen, die sich für gut bezahlte technische Ausbildungsberufe interessieren“, berichtet Jonetzko. Dabei seien die modernen technischen Berufe der Industrie längst nicht mehr körperlich anstrengend und „schmutzig“. Sie verlangen im Gegenteil viel Fingerspitzengefühl und vor allem IT-Kenntnisse. Es gebe allerdings im Bereich des Studiums jüngst eine positive Entwicklung. Immer mehr Frauen interessierten sich für technische Studiengänge, was sich mittel- und langfristig auch auf die Einkommenssituation auswirken werde.

Mit Blick auf die Betriebszugehörigkeit bleibt die Kinderbetreuung der entscheidende Grund, warum Frauen – gerade in den ersten Berufsjahren – weniger arbeiten als Männer. „Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist die entscheidende Herausforderung, um Gehaltsunterschiede in den Griff zu kriegen“, so Jonetzko. Hier müsse die Politik liefern und vor allem in die Qualität der öffentlichen Kinderbetreuung investieren. „Was zum Beispiel Öffnungs- und Ferienzeiten der Kitas in NRW angeht, haben wir einen riesigen Aufholbedarf. Die zum Teil extrem hohen Kita-Gebühren erschweren zudem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gewaltig“, meint Jonetzko.

Es sei deswegen ein Ablenkungsmanöver der Politik und unfair gegenüber den Unternehmen, der Wirtschaft hier den „schwarzen Peter“ zuzuschieben. Es sei Zeit, dass die Debatte um Gehaltsunterschiede von Männern und Frauen die wahren Ursachen benenne und so vom Kopf und Füße gestellt werde.

Bildunterschrift: Martin Jonetzko, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer (Foto: Unternehmerverband)

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