Ein Kommentar von BERTHOLD BLESENKEMPERLange nicht mehr hat ein Thema in Bocholt so polarisiert wie die jüngste Beschwerde des Einzelhandels über eine mangelhafte Parksituation in Bocholt. Auslöser war das Gastspiel des Zirkus Flic Flac auf dem Berliner Platz, das ausgerechnet im Ostergeschäft die ohnehin angespannte Lage noch einmal verschärfte. Den Händlern wäre es lieber gewesen, die Artisten wären außerhalb der Innenstadt – zum Beispiel am Hünting – aufgetreten. Die Bocholter jedoch sind mehrheitlich deutlich anderer Meinung.Dabei versperrt die Zuspitzung auf das Pro und Contra eines Zirkusgastspiels an dieser Stelle den Blick auf das tatsächliche Problem mit Namen Strukturwandel. Seit 1990 ist der Zahl der Pkw in Deutschland um fast 50 Prozent gestiegen In den unmittelbaren Zentren entstehen immer mehr Wohnungen, Büros und Gewerbeflächen. 1 und 2 zusammen sorgen allein schon für einen deutlich erhöhten Parkraumbedarf. Die Ansprüche des Kunden steigen. In benachbarten Städten, Shoppingzentren und Factory Outlet Centern ist Parken ganz oder teilweise kostenlos. Der zunehmende Onlinehandel mit der Lieferung frei Haus verstärkt den Konkurrenzdruck.Bocholt hat in den vergangenen Jahren darauf entweder gar nicht oder nur halbherzig reagiert. Eines ist dabei sicher: Rigorose „Bewirtschaftung“ des Parkraummangels löst das Problem nicht.Und noch eines muss sich dringend ändern: die innerstädtische Kommunikation. Die Händler beschweren sich darüber, im Vorfeld der Zusage an Flic Flac weder informiert noch gehört worden zu sein. Das ist schlichtweg dumm. Denn jeder weiß inzwischen, dass mangelnde Information zu erhöhter Frustration führt.Doch zurück zum Pro und Contra des Zirkusgastspiels auf dem Berliner Platz.  Eine Stadt wie Bocholt braucht eine attraktive Eventfläche in Citynähe. Eine Zirkus wie Flic Flac einen Besuch verweigern zu müssen, wäre fatal. Noch fataler aber wäre es, wenn Bocholt seinen Ruf als attraktive Einkaufsstadt und damit einen seiner wichtigsten so genannten weichen Standortfaktorem verlöre. Ist die City erst mal tot, stirbt auch die Stadt. […]