Tag des Vorlesens: „Liest du mir eine Geschichte vor?“



Am Freitag, 19. November, ist wieder „Tag des Vorlesens“, bundesweit zum 18. Mal mit dem Jahresmotto: „Freundschaft und Zusammenhalt“. Wie wichtig es ist, besonders (kleinen) Kindern etwas vorzulesen, erklärt Logopädin Britta Stoffel. Sie ist eine von drei Logopädinnen beim Roten Kreuz im Kreis Borken im Integrations- und Therapiezentrum (ITZ) an der Röntgenstraße 6 in Borken.
Oft würden Kinder fragen: „Liest du mir eine Geschichte vor?“, sagt die Logopädin. Und sie liest an diesem Nachmittag der dreijährigen Victoria eine lustige Geschichte vom Baum im Garten vor: „Schüttel‘ den Apfelbaum“.
Es sei ganz einfach, bekräftigt die ITZ-Mitarbeiterin, gemeinsam mit seinen Kindern in die Welt der Fantasie zu entfliehen, zu zweit Abenteuer zu erleben, neue Welten kennenzulernen, mit Helden mitzufiebern und mitzufühlen. Britta Stoffel: „Das alles geht gemütlich vom Sofa aus, ganz einfach – mit Büchern.“
Bundesweit nehmen nach Auskunft der Initiatoren bereits rund 700.000 Menschen am Vorlesetag teil. Britta Stoffel erklärt den besonderen emotionalen Hintergrund: „Dass Vorlesen gut für die Sprachentwicklung ist, haben alle Eltern schon einmal gehört. Aber für die Kinder bedeutet Vorlesen noch so viel mehr! Das fängt mit der Lese-Situation bereits an. Anders als beim Fernsehen ist es beim gemeinsamen Schauen in ein Buch unumgänglich, dass körperliche Nähe entsteht – und diese genießen vermutlich nicht nur die Kinder.“
Kinder lernen demzufolge neue Wörter, wenn sie sie in einer Geschichte wiederholt hören. Was das Vorlesen so besonders und einzigartig macht: Es ist der Faktor Zeit. Stoffel: „Die Geschichte könne jederzeit unterbrochen werden. Bücher erlauben Pausen: zum Nachdenken, zum Lachen, zum Nachfragen, zum Darüber-sprechen – und niemals muss man beim Lesen die Sorge haben, etwas zu verpassen. Die Eltern können das Lesetempo den Gedanken und Gesprächen der Kinder anpassen.“
Weiter beschreibt die Logopädin, dass Bücher nicht nur im Augenblick des Lesens Kindern viel schenken würden. Das Vorlesen wirke sich auch nachhaltig auf die Konzentrations- und Sprachfähigkeiten des Kindes aus. Darüber hinaus erweckten Bücher im Kind Interesse an Buchstaben. Die Leserichtung sei Vorlesekindern bereits bekannt. Stoffel: „Sie wissen, dass Buchstaben in einer bestimmten Reihenfolge ein Wort ergeben. Das sind wichtige Voraussetzungen für den eigenen Schriftspracherwerb.“
Den logopädischen Fachbereich gibt es beim Roten Kreuz schon rund 20 Jahre. „Wir sind in der Logopädie auf die sprachliche Entwicklung von Kindern spezialisiert“, erklärt Michael Gredig, der als Bereichsleiter auch für die Physiotherapie und Ergotherapie beim Roten Kreuz im Kreis Borken zuständig ist.
Britta Stoffel appelliert zum Freitag an alle, nicht nur diesen „Tag des Lesens“ für gedruckte Geschichten und mehr zu nutzen: „Vorlesen tut jedem Kind gut – egal, ob es in jungen Jahren zuhört oder, wenn es etwas älter ist, selbst liest.“
Foto: DRK/and

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