MIT VIDEO: Wegen Impfchaos will jetzt die ehrenamtliche Coronahilfe Bocholt mitboostern



+++ aktualisiert 13:32 Uhr +++

Von BERTHOLD BLESENKEMPER

Chaos rund um Corona. In vielen Arztpraxen gibt es erst im neuen Jahr wieder Impftermine. Hunderte Menschen stehen deshalb seit heute Mittag vor der ehemaligen Stadtsparkassen-Zentrale am Markt bsi Cafe Sahne und wollten sich vornehmlich „boostern“ lassen (siehe auch Video). Viele werden unverrichteter Dinge wieder abziehen müssen. „Das ist eine absolut unbefriedigende Situation“, meint Kreis-Pressesprecher Karl-Heinz Gördes. Genauso sieht es Anne Beckmann von der ehrenamtlichen Coronahilfe Bocholt. Die hat deshalb jetzt selbst Ärzte und medizinisches Personal organisiert und will mitboostern. „Wenn wir nicht mehr impfen, dann wird das nichts mehr“, meint die Bocholterin.

Die Statistik unterstreicht Beckmanns Einschätzung. Die mobilen Teams des Gesundheitsamtes können in Bocholt nur rund 100 Personen pro Stunde impfen. 36 Stunden sind bis Jahresende am Markt eingeplant. Nimmt man diejenigen Menschen hinzu, die bereits eine Auffrischung erhalten haben oder Termine beim Mediziner ihres Vertrauens haben, könnte Bocholt höchstens auf 6.000 bsi 7.000 Drittimpfungen kommen. Eigentlich aber müssten es 30.000 sein. So viele Bocholterinnen und Bocholter nämlich haben sich bis Ende Juni bereits zweimal impfen lassen und sind im Dezember boosterberechtigt.

Damit nicht genug: Weil Borken vorgeprescht ist und anders als die umliegenden Kreise mobile Teams einsetzt, kommen inzwischen immer mehr „Impftouristen“ aus dem Rheinland und Ruhrgebiet ins Westmünsterland. „Das hat sich herumgesprochen“, so Karl-Heinz Gördes.

„Es muss etwas passieren“, kommentiert Anne Beckmann von der Coronahilfe Bocholt. Sie setzt auf den neusten Impferlass des Landes. In dem heißt es unter anderem: „Den Kreisen und kreisfreien Städten wird es freigestellt, unabhängig von den Kassenärztlichen Vereinigungen ärztliches Personal für die Durchführung dieser Impfangebote zu beauftragen.“ Auch eine Beauftragung Dritter ist demnach möglich. Damit sind Hilfsorgansationen wie das DRK, Ärztevereine wie BOHRIS, die Coronahilfe oder sogar Träger von privaten Testzentren gemeint, wenn das dort tätige medizinische Personal entsprechend qualifiziert ist.

Denkbar wäre ein sieben Tag die Woche geöffnetes Impfzentrum für Bocholt. 1000 Menschen, so haben Bocholter Ärzte durchgerechnet, könnten dort täglich geimpft werden. Der Landrat und die Bürgermeister wollen heute auch über solche Lösungen diskutieren.

 Zwischen Stadtverwaltung, Kreisgesundheitsamt, lokalen Netzwerken wie BOHRIS und weiteren hiesigen Akteuren laufen zurzeit nach Angaben aus dem Rathaus intensive Abstimmungen, wie das Impftempo in Bocholt erhöht werden kann. Bürgermeister Thomas Kerkhoff hat dazu vor einigen Tagen bereits Kontakt mit dem Kreisgesundheitsamt aufgenommen. Der Wille aller Beteiligten, beim Kampf gegen die Ausbreitung des Virus zu unterstützen, ist sehr groß.

Ziel ist, Impfungen in Bocholt zentral im ehemaligen Sparkassengebäude für alle Bürgerinnen und Bürger zu organisieren, so dass man sich auch innerhalb der Woche und an Wochenenden impfen lassen kann. Organisatorische, personelle und rechtliche Fragen befinden sich in Abstimmung. Derzeit ist noch nichts spruchreif. Die Verwaltung wird die Öffentlichkeit rechtzeitig informieren, sobald weitere Impfkapazitäten zur Verfügung stehen.

Übrigens: Wer der Coronahilfe helfen will, kann sich hier melden: 02871-287381 und info@coronahilfe-bocholt.de

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