Stadtgeschichte: Zur Entstehung der Bocholter Tonwerke



Bocholt (PID). Von Mai 1931 stammt diese Fotografie, welche die Anlagen des Schwimmbades „Tonwerke“ des Bocholter Wassersportvereins zeigt. Im Hintergrund sieht man das 1924 errichtete Badehaus. Es diente den Vereinsmitgliedern als Umkleideraum. Zudem befand sich darin die Wohnung des Bademeisters. Beim genauen Hinsehen erkennt man links den Sprungturm, von dem man sich aus zwei unterschiedlichen Höhen ins kühle Nass stürzen konnte.
Die vier Damen stellten sich auf der Startbrücke der 50-Meter-Schwimmbahn dem Fotografen.
Ursprünglich waren die „Bocholter Tonwerke“ eine Firmenbezeichnung. Im Jahre 1899 hatte der Unternehmer Bernhard Boeinck im Bocholter Osten (heute In der Ziegelheide) einen Ziegeleibetrieb mit Ringofen und Trockenschuppen errichtet. Das hierfür benötigte Tonmaterial entnahmen er und seine Nachfolger im Laufe der Zeit aus einer schräg gegenüber liegenden Grube. Es wurde zur Weiterverarbeitung auf Schienen transportiert, die quer über die Straße verliefen, wobei die Güterloren von Pferden gezogen wurden. Etwa 1908 musste der Ziegeleibetrieb aber still gelegt werden, weil man beim Tonabbau auf mehrere Quellen gestoßen war und die Grube sich zügig mit Wasser füllte. So versanken die Feldbahnschienen mit den Loren in dem neu entstandenen Gewässer und konnten zum Teil erst in den zwanziger Jahren geborgen werden.
Der neue Ziegeleibesitzer Adam Knoops aus Köln hoffte im April 1909, die Arbeiten wieder aufnehmen zu können und versuchte, mit Hilfe von elektrisch betriebenen Pumpen das Wasser wieder abzuführen und die Grube trockenzulegen. Dieses wurde ihm jedoch von Seiten der Stadtverwaltung untersagt, weil er zur Ableitung notdürftig abgedeckte Kastenrinnen mitten in die Straße hatte einbauen lassen. Außerdem verlief der erforderliche Starkstromdraht nur rund vier Meter über dem öffentlichen Verkehrsweg, was die Behörde als gefährlich einstufte. Infolgedessen kamen die Arbeiten in der Ziegelei vollständig zum Erliegen und wurden auch nach Ende des Ersten Weltkrieges nicht wieder aufgenommen.
Anfang der zwanziger Jahre konnte der besagte Bocholter Wassersportverein das in einer Waldpartie gelegene Gelände pachten und zu einem viel genutzten Natur-Freibad ausbauen. Das Bassin umfasste anfangs eine Fläche von rund 6.100 Quadratmetern und enthielt bei einer durchschnittlichen Tiefe von acht Metern etwa 40.000 Kubikmeter Wasser.
Foto: Stadtarchiv Bocholt, Text: Wolfgang Tembrink

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