Azubi-Magnete bei Gigaset sind Smartphone und Roboter



Der Roboter packt die Platine, lässt sie unter einem Luftstrom reinigen und reicht sie dem Monteur passend zu seinem Arbeitsschritt an. So entsteht Stück für Stück ein Smartphone „Made in Germany“. Um genau zu sein: Gemacht in Bocholt im Westmünsterland. Dort schauten sich nun Personalverantwortliche aus Unternehmen dieser Region – vom Ruhrgebiet über den Niederrhein bis ins Westmünsterland – um. Sie waren zum „Arbeitskreis Berufsausbildung“ des Unternehmerverbandes bei der Gigaset Communications GmbH eingeladen.

Handys werden auf der ganzen Welt zu 100 Prozent von Hand gefertigt – mit entsprechender Fehleranfälligkeit. Nur in Bocholt werden sie per „MRK“ hergestellt, das steht für Mensch-Roboter-Kollaboration, also Zusammenarbeit. Alle Mitarbeiter in diesem neuen Geschäftsfeld sind Gigaset-Eigengewächse, heutige Ingenieure fingen einst als Azubis beim Telefonhersteller an. „Wir entwickeln und bauen unsere Fertigungsstraße selbst, die per Roboter teilautomatisiert ist. Dieses Prozess-Know-how kann uns – im Gegensatz zum fertigen Produkt – keiner klauen“, betonte Reinhold Kempkes, der bei Gigaset für die Handyproduktion verantwortlich ist. Und offenbar treffen die Themen Smartphone und Roboter wie ein Azubi-Magnet beim Nachwuchs einen Nerv: In den vergangenen Monaten sei das Interesse an einer Ausbildung bei Gigaset spürbar gestiegen.

Nicht nur im Handy-Bereich, sondern auch bei seinen Schnurlos- und Businesstelefonen und „Smart home“-Produkten, für das das Bocholter Unternehmen mit seinen 600 Mitarbeitern bekannt ist, setzt Gigaset auf die eigene Ausbildung. Industriemechaniker und Elektroniker für Betriebstechnik werden – eingebunden in den normalen Betriebsablauf – ausgebildet. „So sind sie wesentlich besser integriert und auch motivierter als in einer abgekapselten Lehrwerkstatt. Und wir bilden sie nah am späteren Bedarf aus und verlieren sie nicht so leicht in ein anschließendes Studium“, erläutert Personalleiter Christian Kommelter.

Genau das stellten auch die anderen Ausbilder und Personalexperten, die am Arbeitskreis teilnahmen, fest: Gerade kleine und mittelständische Unternehmen müssen einiges tun, um ihre ausgebildeten Facharbeiter zu halten. Deshalb sprechen sie gezielt praktisch begabte Jugendliche an oder bieten ihnen etwa eine berufsbegleitende Weiterbildung oder Aufstiegsfortbildung an. „Wir brauchen nicht nur die Ingenieure, die die Maschinen entwickeln, sondern auch die Facharbeiter, die sie später bedienen. Deshalb müssen wir den Wert einer Dualen Ausbildung, die von Beginn an gute Verdienstmöglichkeiten bietet, noch stärker bekannt machen“, betonte Elisabeth Schulte, die beim Unternehmerverband für den Bereich Schule / Wirtschaft verantwortlich ist und den Arbeitskreis organisiert.

Im Rahmen dieser Arbeitskreis-Sitzung wurde auch der langjährige Vorsitzende Ferdinand Walbaum verabschiedet. Wie als Ausbildungsleiter bei Siemens in Mülheim an der Ruhr wurde er nun auch in der ehrenamtlichen Position beim Unternehmerverband in den Ruhestand entlassen. Schulte dankte Walbaum für seinen engagierten Einsatz: „Sie haben eine Menge für die Berufsausbildung und Generationen von jungen Leuten getan. Und Sie haben unermüdlich den Kontakt zu Lehrern aller weiterführenden Schulformen gesucht, damit sie ihre Schüler als Multiplikatoren für die Duale Ausbildung in den hiesigen Unternehmen begeistern.“

Der Arbeitskreis Berufsausbildung besteht aus Ausbildern sowie Personalverantwortlichen und
-leitern hiesiger Unternehmen. Neue Mitglieder sind willkommen, Voraussetzung ist die Mitgliedschaft der Firma im Unternehmerverband. Weitere Informationen unter www.unternehmerverband.org <www.unternehmerverband.org/> (Leistungen/Arbeitskreise).

Bildunterschrift: Beim Arbeitskreis Berufsausbildung des Unternehmerverbandes schauten sich Ausbildungsleiter hiesiger Unternehmen in der Smartphone-Produktion bei Gigaset in Bocholt um. Auch tauschten sie sich über Ausbildung und Recruiting in technischen und kaufmännischen Berufen aus. (Foto: Unternehmerverband)

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