Stadtgeschichte: Zur Geschichte der jüdischen Synagoge



Bocholt (PID). Das Bocholter Stadtarchiv präsentiert aus der Reihe „Historisches Foto des Monats“ diesmal eine Aufnahme der jüdischen Synagoge in Bocholt. Das Foto, das die Straßenflucht der Nobelstraße von West nach Ost zeigt, wurde am 17. September 1929 aufgenommen, als das Luftschiff LZ 127 gerade das Stadtgebiet überquerte. „Es handelt sich um die bislang einzige brauchbare Aufnahme, auf der die Synagoge der jüdischen Gemeinde Bocholt wenigstens halbwegs zu erkennen ist“, sagt Stadtarchivar Wolfgang Tembrink.
In der Bildmitte ist lediglich das schlichte Walmdach des Gebetshauses zu sehen, dessen südliche Hausseite offenkundig zwei gleichförmige Türmchen in maurisch-romanischem Stil zieren. Zwischen ihnen ragt ein heller Giebel zur gleichen Höhe auf. Hinter der Synagoge erstreckt sich der Saal des Gesellenhauses, auf dessen Dach sich neugierige Zeppelin-Beobachter versammelt haben. Das Gebetshaus selbst liegt mit seiner vorgelagerten Grünfläche etwas abseits der Nobelstraße. Eine niedrige Mauer begrenzt das Grundstück, hinter der kleine Sträucher und gepflegte Zierbäumchen wachsen. Ein haushoher Baum beherrscht indes den Vorgarten.
Es begann im Jahr 1797
Am 10. September 1797 verkaufte der Wirtschafter Anton Buß sein damals dort stehendes, unter der Kataster Nr. 231 geführtes Haus, welches „die Stadt Werth“ genannt wurde, für 1.370 Gulden an den Juden David Cosman Cohen. Dieser erschien wiederum am 4. Juni 1798 gemeinsam mit weiteren jüdischen Bürgern vor dem Bocholter Notar F. J. Bangen und zeigte an, „daß sie bevollmätigt wären, von der hiesigen ganzen Judenschaft zur Bauung einer neuen Synagoge ein sicheres Capital aufzunehmen.“
Es handelte sich um 350 französische Krontaler, geliehen von dem örtlichen Kaufhändler Joseph Bruns. Zwei Monate später, am 12. August 1798, bezeugte Zaudi Liefman, im Namen der Judenschaft den Platz zwischen dem angekauften Haus und der Behausung des Gildemeister Fliete erworben zu haben. Ein weiteres Kapital nahmen die Bocholter Juden „zur Anbauung ihrer Kirche“ im Jahre 1800 von den Erben des zu Schermbeck verstorbenen Matheas Moises auf. Somit ist davon auszugehen, dass die Bocholter Synagoge im Jahre 1798 errichtet und ggf. zwei Jahre später erweitert worden ist.
Diebe dringen 1836 in Gotteshaus ein
In der Nacht vom 9. auf den 10. Dezember 1836 drangen Unbekannte in das Gotteshaus ein und entwendeten verschiedene Wertgegenstände aus der heiligen Bundeslade. Der oben erwähnte freie Platz vor der Synagoge entstand im Übrigen durch den Abbruch der bisherigen jüdischen Schule im Januar 1904. Die Fläche wurde planiert und mit einer Einfriedungsmauer sowie einem eisernen Tor versehen. Zeitgleich erhielt das Gotteshaus an seiner Frontseite einen Zementanstrich. In seinem Inneren bewahrte eine im September 1919 angebrachte Gedenktafel die Erinnerung an die im Ersten Weltkrieg gefallenen Mitglieder der israelitischen Gemeinde.
Furchtlose Bürger in der Progromnacht 1938
Bekanntlich wurde die Synagoge während der Pogromnacht 1938 geschändet, jedoch durch den beherzten Eingriff furchtloser Bocholter Bürger vor massiveren Zerstörungen bewahrt. Erst beim Bombenangriff auf die Stadt im März 1945 versank das Gebäude vollständig in Trümmern.

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