Auszeichnung für die Bocholter Friedhofskultur



Bocholt (PID). Der Bocholter Friedhof an der Blücherstraße der Stadt ist Bestandteil des so genannten „immateriellen Kulturerbes Friedhofskultur“. Ab sofort weist ein Schild auf diese Auszeichnung hin. ESB-Leiter Gisbert Jacobs und Rainer Ebbing vom städtischen Fachbereich Tiefbau, Verkehr, Stadtgrün und Umwelt haben den Bocholter Friedhof im Rahmen einer bundesweiten Aktion für diese Auszeichnung vorgeschlagen.
Bereits im März hatte die Kultusministerkonferenz auf Empfehlung der Deutschen UNESCO-Kommission die Ernennung von Friedhöfen zum immateriellen Kulturerbe beschlossen. Allerdings ging die Auszeichnung im Corona-Lockdown völlig unter, weshalb man jetzt mit der Aktion „Friedhöfe auszeichnen“ auch in Bocholt auf dieses vielschichtige Kulturerbe aufmerksam macht.
Identitätsstiftende Bedeutung
„Es sind nicht die Friedhöfe an sich zum immateriellen Kulturerbe ernannt worden“, erläutert Ebbing, „sondern die Friedhofskultur, also all das, was Menschen auf dem Friedhof tun.“ Dazu gehöre das Trauern, Erinnern und Würdigen genauso wie das Gestalten, Pflegen und Weiterentwickeln. „Der Friedhof ist vor allem auch ein Ort der Lebenden“, ergänzt Jacobs, „der weit über die persönlichen Trauerrituale hinaus identitätsstiftende Bedeutung für unsere Gesellschaft hat.“
Skulpturenpark und Inspirationsfläche
Der Kulturraum Friedhof bildet mit seinen vielfältigen Grabsteinen den größten Skulpturenpark Bocholts und ist zugleich Inspirationsfläche für viele Kunstformen. Besonders bedeutsam ist seine soziale Funktion. Der Friedhof erweist sich als Treffpunkt für Familien oder Angehörige und wirkt auch sozialer Vereinsamung von Hinterbliebenen entgegen. Nicht zuletzt zeigt sich dieser Kulturraum über kulturelle und religiöse Unterschiede hinweg als ein Ort der Integration und des Friedens. Nicht zu vergessen ist die Bedeutung der Friedhöfe für den Naturschutz, zum Beispiel auch als Ort der Biodiversität.
Grundvoraussetzung für die Ernennung der Friedhofskultur in Deutschland zum immateriellen Kulturerbe war für die UNESCO die Lebendigkeit der kulturellen Ausdrucksform. Es gehe nicht um ein „Mumifizieren unserer Friedhöfe“, sagt Jacobs, sondern um deren zeitgerechte Weiterentwicklung. So bietet der Bocholter Friedhof seit einigen Monaten Grabformen an, die den Wünschen der Menschen entsprechen, wie z.B. naturnah gestaltete oder pflegeleichte bzw. pflegefreie Grabformen.

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