100 Tage Bürgermeister Kerkhoff – eine Zwischenbilanz



Von BERTHOLD BLESENKEMPER

Seit Montag wartet ich auf einen Rückruf von Thomas Kerkhoff. Der neue Bürgermeister war zu Wochenanfang 100 Tage im Amt. Die Tatsache, dass er ganz offenbar keine Zeit findet für eine kurze Zwischenbilanz, zeigt, wie beschäftigt der Verwaltungschef zurzeit ist. Es brennt an allen Ecken und Enden. Coronakrise, damit verbunden Finanzprobleme, Innenstadterneuerung, Rathaussanierung, jeder Menge offener Baustellen und dazu jetzt auch noch das Winterchaos – da bleibt wenig Gelegenheit, um in der Öffentlichkeit zu glänzen.

Aufräumarbeit ist angesagt. In dieser Beziehung ist Thomas Kerkhoff ein Vielarbeiter. Dafür war er auch schon in Gescher bekannt. Dabei muss er allerdings aufpassen, dass nicht alles über seinen Schreibtisch gehen lässt. Andernfalls kann das Bürgermeisterbüro schnell zum Flaschenhals werden. Aber noch hat der Neue alles im Griff, selbst wenn er – wie das BBV berichtete – im Rathaus mit dem einen der anderen bereits angeeckt ist. Aber genau das erwarten seine Wähler vom ihm nach den 16 Jahren Friede-Freude-Eierkuchen davor. Neue Besen kehren bekanntlich nicht nur besser, sondern vor allem auch deutlich härter als die alten.

Wohltuend Kerkhoffs Versuch, mehr Öffentlichkeit und Transparenz zu wagen. Mit der Live-Bürgersprechstunde bei Facebook und der längst fälligen Offenlegung der Zahlen zur Rathaussanierung hat er Zeichen gesetzt. Unverständlich hingegen sein Vorpreschen in Sachen Industriestammgleis Mussum. Die Stilllegung gegen den Willen von Wirtschaftsförderung und Unternehmerschaft in einer Sitzungspause des Haupt- und Finanzausschusses durchdrücken zu wollen, war völlig unnötig. Und jetzt weiß er nicht, wie er da rauskommt. Mehr Zurückhaltung täte auch gut bei der Kommentierung der Haushaltsreden der Politik. Das ist in Bocholt verpönt.

An anderer Stelle wünscht sich so mancher noch mehr frischen Wind von Kerkhoff. Beim „virtuellen“ Neujahrsempfang glich er in äußerlicher Erscheinung, Sprachgebrauch und dem amtlichen korrekten Tragen der Bürgermeisterkette sehr, ja zu stark seinem Vorgänger. Insgesamt aber ein guter Einstieg des neuen Bürgermeisters. Jetzt kann er damit beginnen, Duftmarken zu setzen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert