Initiative „Kurve kriegen“ schafft Zugang zu straffällig gewordenen Kindern und Jugendlichen



Sie leisten Beziehungsarbeit – und dabei stellt Vertrauen das wertvollste Kapital dar. Den Zugang zu straffällig gewordenen Kindern und Jugendlichen und ihren Familien gewinnen, das will das Team der Initiative „Kurve kriegen“ in der Kreispolizeibehörde Borken.

Die Aufgaben dabei sind klar verteilt. Kriminalhauptkommissar Gerd Wittag übernimmt als polizeilicher Ansprechpartner gemeinsam mit seinem Stellvertreter Polizeioberkommissar Michael Wanning quasi die Rolle des „Türöffners“ zu den Familien. Gelingt der Brückenschlag, so übernimmt Klaus Fröse als pädagogische Fachkraft die Betreuung des jungen Menschen, unterstützt durch seine Vertreterin Victoria Bösing.

Die beiden Sozialpädagogen machen sich gerade mit ihrem neuen Arbeitsumfeld vertraut. Sie sind im Verein sozial-integrative Projekte (ViP) in Münster tätig. Dort konnten sie bereits seit vielen Jahren Erfahrungen sammeln, wenn es um straffällige Jugendliche geht. Ob Streetwork oder betreutes Wohnen, Anti-Aggressivitäts-Training oder Täter-Opfer-Ausgleich: Klaus Fröse und Victoria Bösing wissen um die vielen individuellen „Baustellen und Bedürfnisse“ der jungen Menschen, die mit „Kurve kriegen“ zu einem besseren Lebensweg jenseits der Kriminalität finden sollen. „Die Initiative begeistert uns“, unterstreicht Klaus Fröse. Gerade weil sie den Blick auf junge, noch strafunmündige Tatverdächtige richte – und weil ein so enges Zusammenwirken von Polizei und Sozialpädagogen in dieser Form im Kreis Borken Neuland darstellt: „Das ist eine ideale Mischung!“

Wichtig: Die Familien nehmen freiwillig teil. Deshalb besitzt das erste Gespräch mit den Erziehungsberechtigten entscheidende Bedeutung, unterstreicht Gerd Wittag: „Das führen wir als Polizeibeamte. Dabei kommt es darauf an, die Familien vom Sinn der Sache zu überzeugen.“ Stimmen diese zu, kommen im nächsten Schritt Klaus Fröse und Victoria Bösing zum Zug. „Wir schauen uns genau an, was den jungen Menschen ausmacht und wo die Motive für sein Handeln liegen.“ Daran machen die beiden Sozialpädagogen fest, welche „Stellschrauben“ es zu drehen gilt. Das Repertoire der Maßnahmen reicht weit – vom Begleiten einer Therapie bis hin zur Auswahl einer passenden Freizeitaktivität, die den Betreffenden stärkt und ihn wegbringt von dem, was ihn mit dem Gesetz in Konflikt gebracht hat. Klaus Fröse schätzt zudem, dass „Kurve kriegen“ einen nachhaltigen Ansatz verfolgt: „Wir besitzen damit Spielraum, um den Jugendlichen länger zu begleiten.“

Wer kommt überhaupt in Frage für die Teilnahme? „Da gibt es zum einen klare Vorgaben, an denen wir uns orientieren“, erläutert Gerd Wittag. Vieles hängt aber auch von der individuellen Situation ab. Nicht zuletzt bezieht das Team von „Kurve kriegen“ auch das zuständige Jugendamt mit ein. Die Auswahl der Kandidaten stellt jetzt eine zentrale Aufgabe dar, um „Kurve kriegen“ im Kreis Borken zu implementieren. Das Team freut sich auf die Herausforderung.

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