Abriss verzögert sich: Jetzt sollen Flüchtlinge in den Achtstock an der Wagenfeldstraße

Der Abriss des achtstöckigen Mietshauses an der Wagenfeldstraße verzögert sich, weil es beim dort geplante Atea-Projekt momentan nicht weitergeht. Deshalb wohnen dort auch noch immer zwölf Mieter. In die übrigen leerstehenden Wohnungen wollte die Stadt jetzt Flüchtlinge unterbringen. Das rief die Sozialen Liste auf den Plan, die scharf protestieren. Bürgermeister Thomas Kerkhoff wiegelt ab. Er meint, dass die temporäre Nutzung als Unterkunft nicht zu Lasten der derzeitigen Bewohner gehe.
Das betroffene Gebäude gehört der Wohnungsbaugesellschaft Heimbau, die bereits vor zwei Jahren angekündigt hatte, die Immobilie an das Bauunternehmen Weidemann und Schillings aus Rhede zu verkaufen. An gleicher Stelle soll das neue „Atea-Hochhaus“ entstehen – ein ambitioniertes Neubauprojekt, das künftig das höchste Wohngebäude in Bocholt werden soll. Über die Verkaufs- und Abrisspläne wurden die damaligen Mieterinnen und Mieter offenbar nicht im Vorfeld informiert.
Wie es in einem Schreiben der Heimbau eG vom Januar diesen Jahres heißt, zögert sich der Verkaufsprozess aktuell noch länger hin. Der Anfrage der Stadt Bocholt, dass die leeren Wohnungen vorübergehenden für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden könnte, wurde daraufhin zugestimmt.
In einem offenen Brief an die Stadtverwaltung kritisierte die Soziale Liste im April das Vorgehen der Stadt scharf. Sie warnt davor, dass die geplante Nutzung des Hochhauses als Flüchtlingsunterkunft auf Kosten der noch zwölf verbliebenen Mietparteien gehe. Viele Bewohner fühlten sich bereits in der Vergangenheit von der Stadt und der Wohnungsbaugesellschaft im Stich gelassen, insbesondere bei der Suche nach tragfähigen Lösungen nach den ausgesprochenen Kündigungen.
In der jüngsten Ratssitzung äußerte sich Bürgermeister Thomas Kerkhoff zur Position der Stadt. Er betonte, dass die vorübergehende Nutzung des Gebäudes zur Unterbringung von Geflüchteten nicht zulasten der derzeitigen Bewohnerinnen und Bewohner gehe. Die Stadt Bocholt miete die leerstehenden Wohnungen selbst an und nutze sie im Rahmen der sogenannten zweiten Wohnstufe. Ein Vorteil aus Sicht der Stadtverwaltung: Da das Gebäude ohnehin abgerissen wird, sind keine anschließenden Instandsetzungen notwendig, und es entstehen keine zusätzlichen Mietkosten für alternative Unterkünfte im Stadtgebiet.