Achtung Satire!



Satire kann – zumindest laut Wikepedia – Zustände oder Missstände in sprachlich überspitzter und verspottender Form thematisieren. Das Problem dabei ist nur, dass viele Leser (und manchmal selbst gestandene Journalisten) Satire nicht als solche erkennen und sie für bare Münze nehmen. So auch zur Zeit bei der Facebook-Fanseite „Bürgerwehr Bocholt“ mit dem Zusatz „Das Original“, die in kopierter Form auch unter dem Pseudonym „Bocholter Bürgerwehr“ daherkommt. Deren Macher verballhornen die von Stefan Bambuch gegründete Gruppe „Bocholt Bad News“ derartig gekonnt, dass Ihre Aufrufe zu Sauberkeit und Ordnung, zur sortenreinen Altglastrennung, zum ordnungsgemäßen Abbiegen mit Handzeichen, zum korrekten Einhalten der Hausordnung und insbesondere zum Notierten und Melden verdächtiger Autos mit fremdartigen Nummernschildern von einigen für bare Münze genommen und bitterbös kommentiert werden.

Eine gutes Beispiel für die „Gesinnung“ der falschen Bürgerwehrler ist folgender Aufruf: „Liebe Bürger, nachdem unsere Aktion mit den auffälligen Nummernschildern bereits ein voller Erfolg war und sogar in der Presse erwähnt wurde, machen wir jetzt weiter! Bitte achtet dieses Wochenende vermehrt auf Hunde! Es gibt in Bocholt viele Bürger, die sich vor der Hundesteuer drücken. Nach unseren Schätzungen entgehen der Stadt demnach ca. 1,5 Mio Euro Hundesteuereinnahmen jährlich. Geld, dass dringend für unsere Kinder gebraucht wird. Kontrolliert bitte alle Hunde, die Euch begegnen und schaut, ob diese eine Hundemarke tragen. Konzentriert Euch auf Hunderassen, die wiederholt negativ aufgefallen sind: Spaniel, Beagle, Malteser, Dackel. Achtet insbesondere entlang der Aa und im Stadtwald auf Hunde. So bald ihr einen Hund ohne Hundemarke gesichtet habt, verfolgt dieses unauffällig und sammelt eine DNA-Probe ein. Danke und schönes Wochenende!“

In der Folge wird außerdem mit Hilfe der Erstellung und Veröffentlichung eines Phantombildes nach einem radelnden Falschabbieger gefahndet. Der Hund von der Stresemannstraße, der am Wochenende bislang unbekannte Einbrecher vertrieb, wird zum Bürgerwehr-Mitarbeiter des Monats ernannt und Familie A. (Name und Adresse den Aufpassern bekannt) wegen mangelhafter Reinigung des Treppenhauses mit Nichtgrüßen gedroht.

So kann man sich einem durchaus ernsthaften Thema auch witzig nähern. Viel Ruhm und Ehre ernten die Macher allerdings nicht. Die Anzahl ihrer Fans stockt derzeit bei rund 50. Dagegen hat die aufs Korn genommene Bad-News-Gruppe von Stefan Bambuch fast schon 600 Mitglieder. Humor ist, wenn man trotzdem lacht.

BERTHOLD BLESENKEMPER

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert