Allein unter „Löwen“ – als Deutscher beim Rudelgucken in Aalten

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Eine Reportage von BERTHOLD BLESENKEMPER (Text) und JACQUELINE REUVERS (Foto)

Wimpel, Wappen, Fahnen, Trikots mit dem niederländischen Staatslöwen im Wappen – im Aaltener Café Leuven ist alles bestens vorbereitet für das letzte EM-Gruppenspiel Niederlande gegen Österreich. 300 Fans werden zum „Rudelgucken“ erwartet. Mittendrin wir, meine Herzensniederländerin und ich als der einziger Deutscher – inkognito, versteht sich. Nicht, dass ich Angst hätte. Schließlich stand ich im Deutschlandtrikot auch schon mal beim Länderspiel unserer DFB-Auswahl in der Amsterdamer Johan-Cruyff-Arena mitten im Fanblock von „Oranje“ und habe unsere Nationalhymne gesungen. Kein Problem. Aber heute will ich nur beobachten und berichten.

Es ist kurz vor 18 Uhr. Die letzten Oranje-Fans trudeln ein. Auf einem halben Dutzend Monitoren und Leinwänden in der Gaststätte und im „Biergarten“ draußen wird das Spiel übertragen. Man begrüßt sich herzlich, quatscht ein wenig und bestellt ein Bier. 3,25 Euro für ein kleines  Heineken – das schreckt hier niemanden ab. Alle sind gut drauf.

Das zeigt sich auch bei den Trikots. Während wir Deutschen die Namen unser Helden ehren und höchstens mal auf der Rückseite durch unseren eigenen ersetzen, zeigen unsere Nachbarn bei der Beflockung viel Fantasie. Aus (Denzel) „Dumfries“ wird „Drunkfries“, aus (Wout) „Weghorst“ mehrfach „Wegdorst“. Typisch holländischer Humor. Jetzt fehlt nur noch eine Einblendung der Snollebollekes mit ihrem Partyschlager  „naar links, naar rechts – Hüptedüptetedödö“ – aber den Gefallen tuen sie mir heute nicht.

In Sachen Fußball gibt’s weniger zu Lachen. Die „Elftal“ spielt alles andere als gut. Österreich geht zweimal in Führung. Auch wenn nach den bejubelten Ausgleichstreffern von Gakpo und Depay (Foto) Hoffnung aufkeimt. Am Ende heißt es 2:3. Enttäuschung macht sich breit. „Das war nicht viel“, meint der Wirt auf Deutsch zu mir. Na ja, wenigstens zieht man trotz zweier Niederlagen in der Vorrunde doch noch als einer der vier besten Gruppe-Dritten ins Achtelfinale ein. Aber viel Hoffnung scheinen die Oranje-Fans nicht mehr zu haben, auch wenn es jetzt erst so richtig losgeht mit der EM.

Langsam leert sich das Café Leuven. Alles ist ruhig und nett geblieben in Aalten. Dafür sorgt nicht zuletzt die auf der Menü- und Getränkekarte abgedruckte Hausordnung. Demnach hat man sich hier ordentlich zu benehmen. Es gibt nur zwei Ausnahmen. Die Regeln gelten nämlich nicht an den Tagen, an denen  De Graafschap Doetinchem niederländischer Meister oder Holland Weltmeister wird. Der Wirt scheint sich auszukennen in Sachen Risikominimierung ;-).

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