Hinterm Mond – oder was der Ausschuss für Digitales so alles verbessern könnte…



Von BERTHOLD BLESENKEMPER

Es gibt viel zu tun. Und Burkhard Henneken will es anpacken. Seit Jahren kämpft der FDP-Fraktionsvorsitzende für einen speziellen Digitalausschuss in Bocholt. Der neue Rat hat sein Flehen erhört und Henneken denn auch gleich zum Vorsitzenden des neuen Gremiums gemacht. Eine Chance für die Bocholt, endlich hinterm Digitalmond hervorzukommen. 

Beispiel Wirtschaftsförderung

Seit Jahren scheitern alle Versuche von Ludger Dieckhues und Co., smartes Handeln in Bocholt zu ermöglichen. Das rächt sich jetzt in der Corona-Krise. Die meisten Geschäfte haben Amazon so gut wie nichts Digitales entgegenzusetzen. Dass es auch anders geht, zeigen die vielfach prämierten „Kiezkaufhäuser“ in Bad Honnef und Wiesbaden. Hier verkaufen lokale Lebensmittelmärkte, Feinkosthändler, Getränkeanbieter wie auch Optiker, Juweliere sowie Schuh- und Modeläden über eine gemeinsame, mit einem Fahrrad-Lieferdienst verknüpfte Plattform.

Beispiel Kundenfreundlichkeit

Videoaufzeichnungen, ja gar Liveübertragungen sind bei Hochzeiten gang und gäbe. Selbst die Kirchen haben nichts dagegen, wenn in ihren Gotteshäusern gefilmt wird. Nicht so im Bocholter Standesamt. Bewegtbildaufnahmen während der Trauung sind hier verboten. Angehörige und Freunde, die corona- oder terminbedingt nicht teilnehmen können, sehen im doppelten Sinne schwarz.

Beispiel Anteilnahme

In den Niederrlanden werden Trauerfeiern nicht erst seit der Corona-Pandemie passwortgeschützt im Internet gestreamt. In Übersee lebende Angehörige oder terminlich verhinderte Freunde können so nach Eingabe eines Codes, den ihnen der Bestatter übermittelt, an der Feier teilnehmen oder sie sich zeitversetzt als Aufzeichnung anschauen. In Bocholt geht das nicht. Selbst in der für fast zwei Millionen Euro geplanten neue Trauerhalle am Friedhof ist derartige Technik nicht vorgesehen.

Beispiel Schnelligkeit

Die Hauptsatzung der Stadt sieht immer noch vor, dass Verordnungen in Bocholt erst dann wirksam werden, wenn sie  in einer Zeitung abgedruckt wurden. Das führte beim ersten Corona-Lockdown im Frühjahr dazu, dass eine von der Landesregierung NRW sonntags angeordnete Schließung von Cafes und Gaststätten in Bocholt erst am darauffolgenden Freitag und damit fünf Tage verspätet rechtsgültig wurde. Fast 100 Stunden lang konnten sich die Menschen in der Stadt weiter infizieren. 

Beispiel Kosten

Nach wie vor lässt die Stadt öffentliche Bekanntmachungen jährlich analog drucken, um damit geschätzt 50 Prozent der Menschen in der Stadt zu erreichen. Andere Kommunen sind längst auf deutlich günstigere digitale Amtsblätter mit einer theoretischen Reichweite von mehr als 95 Prozent umgeschwenkt. Ein Beispiel dafür ist der Kreis Borken.

Beispiel Kommunikation

Politische Beschlussvorlagen werden in Bocholt in ausführlichstem Amtsdeutsch 14 Tage vor Sitzungen in einem scheinbar aus den Anfängen des Internetzeitalters stammenden Bürgerportal veröffentlicht. Kommentare, Anregungen oder gar Beteiligung von Bürgern sind nicht möglich. Es wird beschlossen und einige Tage später per Niederschrift eines Protokollführers verkündet. Otto Normalverbraucher bekommt davon kaum etwas mit.

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