PCB-Verdachtsfall bei Kromberg und Schubert in Rhede



Kreis Borken. Nachdem es in Ennepetal im Umfeld eines Industriebetriebs zu PCB-Funden gekommen ist, hat das Landesumweltministerium (MULNV) landesweit geprüft, wo es Unternehmen gibt, die mit vergleichbaren Einsatzsstoffen und in ähnlichen Produktionsprozessen arbeiten. Nach bisherigem Stand gibt es insgesamt sieben weitere Betriebe, die nun untersucht werden sollen. Einer dieser Betriebe befindet sich im Kreis Borken – die Firma Kromberg und Schubert GmbH Cable & Wire in Rhede. In Zusammenarbeit mit dem Ministerium und dem Landesamt für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz (LANUV) werden dort nun Proben genommen. Zudem befinden sich alle Beteiligten im engen Austausch.

Landrat Dr. Kai Zwicker wurde in dieser Woche von Landesumweltministerin Ursula Heinen-Esser über den aktuellen Sachstand informiert, der auch im Umweltausschuss des Landes am Mittwoch (04.03.2020) vorgestellt wurde. In Ennepetal handelt es sich bei der Firma um einen Hersteller von Silikonkautschukprodukten. Im Rahmen des dortigen Produktionsprozesses kommt es unbeabsichtigt – und bislang in der Fachwelt auch weitgehend unbekannt – zu Nebenreaktionen, die die Bildung und Freisetzung von PCB zur Folge haben können. Im Umfeld dieses Betriebes sind gehäuft „weiße Flocken“ gefunden worden, die – jetzt nachgewiesen – über die Abluftanlagen des Betriebes freigesetzt worden sind. Die vom LANUV durchgeführte Beprobung und Analyse hat ergeben, dass diese „weißen Flocken“ PCB-haltig sind. PCB (Polychlorierte Biphenyle) ist als krebserregend eingestuft, schwer abbaubar und reichert sich im Fettgewebe an.
Im Kreis Borken stellt sich die Situation etwas anders dar: Der Betrieb in Rhede, Kromberg und Schubert GmbH Cable & Wire, hat zwar ähnliche Prozesse und Einsatzstoffe. Deshalb ist es nicht ausgeschlossen, dass es auch in diesem Betrieb zu den geschilderten Nebenreaktionen und zur Freisetzung von PCB kommen kann. Die Ermittlungen sind aber noch nicht abgeschlossen. „Weiße Flocken“, wie in dem Betrieb in Ennepetal, sind jedoch bislang im Umfeld der Firma nicht gefunden worden. Es gibt aber wohl flockenartige Partikel und Anhaftungen in der Produktionsanlage und im Abluftkamin, die jetzt in enger Abstimmung mit dem LANUV beprobt und analysiert werden. An dieser Stelle betont der Kreis Borken, dass der Firma kein Vorwurf gemacht werden kann. Der Betrieb ist genehmigt und der Einsatz der verwendeten Stoffe ist legal. Das jetzt im Rahmen der Untersuchungen in Ennepetal erkannte Problem ist neu und dadurch ergeben sich auch ständig neue Erkenntnisse. Der Kreis steht im steten Austausch mit der Firma, die sich sehr kooperativ zeigt.

Die Rechtslage dazu ist so: Die Herstellung, das Inverkehrbringen und die Verwendung von PCB sind nach EU-Recht verboten. Wenn PCB jedoch nicht zielgerichtet hergestellt wird, sondern unbeabsichtigt im Produktionsprozess entsteht, ist die Rechtslage sehr komplex und die Hürde für ein behördliches Einschreiten sehr hoch. Auf Initiative des Landes NRW will der Bund diese Regelungslücke jetzt aber durch Änderungen im Bundes-Immissionsschutzrecht schließen. Ziel ist, dass die Umweltbehörden zukünftig Eingriffsmöglichkeiten schon aus Vorsorgegesichtspunkten erhalten. Bis dahin können die Behörden aber nur dann in genehmigte Betriebssituationen eingreifen, wenn sie eine konkrete Gefahr nachweisen können.

Die bislang bekannten Fälle sollen nach einer vom Land noch zu erstellenden Prioritätenliste koordiniert abgearbeitet werden. Erste Proben in dem Betrieb in Rhede werden in der kommenden Woche genommen. Bis die Auswertungen vorliegen, wird es voraussichtlich einige Wochen dauern. Das liegt daran, dass die Analyse aufwändig ist und es nur wenige Labore gibt, die dafür zugelassen sind. Die Ergebnisse müssen abgewartet werden, bevor weitere Schritte veranlasst werden können. Bis dahin befasst sich weiterhin eine neu eingerichtete Landesarbeitsgruppe mit dem Thema. Der Kreis Borken wird über die weiteren Entwicklungen informieren.

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