Umfrage: Zahl der Kurzarbeiter in der M+E-Industrie könnte auf zwei Millionen steigen



83 Prozent der Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie (M+E) in Deutschland melden Einschränkungen der Produktion, fast ein Drittel (30,9 Prozent) sogar sehr starke oder starke Einschränkungen. Als Gründe nennen 57 Prozent fehlende Nachfrage, 36 Prozent fehlende Arbeitskräfte etwa durch Krankheit und fehlende Kinderbetreuung und 32 Prozent fehlende Teile oder Material. Das ergab eine repräsentative Blitzumfrage des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall unter den Mitgliedsunternehmen der Arbeitgeberverbände der M+E-Industrie.

Wolfgang Schmitz, Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes: „Bereits heute nutzen 42,7 Prozent der M+E-Unternehmen in Deutschland das Instrument Kurzarbeit.“ Nach Berechnungen des Dachverbandes Gesamtmetall waren Anfang April somit rund 1,2 Millionen Beschäftigte der Branche in Kurzarbeit. Weitere 39,7 Prozent der Unternehmen planen, in den kommenden vier Wochen Kurzarbeit anzumelden. „Damit könnte sich die Zahl der Kurzarbeiter in der M+E-Industrie noch einmal um knapp eine Million erhöhen – bei insgesamt vier Millionen Beschäftigten“, so Schmitz. Sieben Prozent der Unternehmen mussten sogar bereits Stellen abbauen. Zum Vergleich: In der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 lagt der Spitzenwert der Kurzarbeiter in der M+E-Industrie bei 950.000.

„Die Lage ist dramatisch“, sagt Schmitz. Zwar könnten die Unternehmen mittels Kurzarbeitergeld und anderer Instrumente die Liquidität strecken, „aber es ist kein Heilmittel – es lindert lediglich temporär die Auswirkungen der Krise.“ Für die Wirtschaft sei klar, dass sich alle Entscheidungen der Politik im Wesentlichen am Gesundheitsschutz der Bevölkerung orientieren müssten. Völlig nachvollziehbar sei es daher, dass der Staat das öffentliche Leben zunächst massiv heruntergefahren habe. Schmitz: „Den derzeitigen Zustand werden wir als Land aber nicht unbegrenzt durchhalten. Damit wir als Volkswirtschaft, als Sozialstaat und als Gesellschaft handlungsfähig bleiben, müssen wir das Wirtschaftsleben – sobald verantwortbar und vertretbar – wieder hochfahren. Deshalb ist die aktuelle Debatte in der Politik über mögliche Exit-Strategien und Zeitpunkte enorm wichtig.“

Zentral sei für Unternehmen und ihre Mitarbeiter eine Perspektive, wann sie wieder schrittweise in die Ausweitung der Produktion einsteigen können. Die globalen Lieferketten machten es zudem dringend notwendig, auf europäischer und internationaler Ebene soweit wie möglich koordiniert vorzugehen. „Nach den ersten Lockerungen durch die Politik wird es aber dauern, die Lieferketten wieder aufzubauen oder zu ersetzen“, so Schmitz. „Nachfrage und verfügbare Mitarbeiter sind die Voraussetzung, um wieder auf die Beine zu kommen.“

Deshalb plädiert der Unternehmerverband, ähnlich wie Südwestmetall, dafür, auf traditionelle Betriebsruhen in den Sommerferien zu verzichten und die Urlaube der Arbeitnehmer so zu koordinieren, dass mögliche Nachholeffekte bewältigt werden können.  <>Schmitz: „Die Wirtschaft braucht dieses und auch kommendes Jahr jede Chance, um wieder in Fahrt zu kommen. Sollte also die Produktion ab Mai oder Juni wieder hochgefahren werden können, dürfen wir uns im Juli und August nicht komplett in die Ferien verabschieden. Das können wir uns schlicht nicht leisten.“

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