Video-Appell eines Bocholters im von Corona gegeisselten Mailand: „Bleibt auf Distanz!“



Von BERTHOLD BLESENKEMPER

Vorsichtig nimmt er seine Schutzmaske vom Mund. Dann dreht sich der junge Mann mit einer Kamera in der Hand einmal um die eigene Achse. Der Zuschauer sieht eine vollkommen menschenleere Straße in Mailand am helllichten Tag. Der junge Bocholter, der dort Statistik und Datenanalyse studiert, beginnt zu sprechen. Er berichtet über das Leben in einer vom Corona-Epidemie dominierten Geisterstadt, wie er selbst sagt. Eindringlich appelliert er 23-Jährige an die Verantwortlichen in der alten Heimat, nicht zu lange mit einer totalen Absperrung zu warten. „Schließt Bocholt ab – so schnell wie möglich“, so seine Empfehlung.

„Jeder Tag zählt“, erklärt der Mann. Langsam läuft er weiter. Er kommt gerade vom Einkaufen. Nur deshalb darf er auf die Straße. Den Rest des Tages muss er in seiner Wohnung bleiben. Andernfalls drohen empfindlichen Strafen. Der Student berichtet über lange Schlangen vor dem Supermarkt. Ein Sicherheitsbeamter lässt nur immer sechs Menschen gleichzeitig herein. Das maximiert die so genannte „soziale Distanz“. Alle andere warten geduldig und mit jeweils zwei Meter Abstand zueinander.

Der Bocholter analysiert im Video die Optionen der Entscheider. „Machen wir es wie in China, wo konsequent vorgegangen wurde, oder wie in Italien, wo erst lange gewartet wurde und im Endeffekt dann doch alles abgeriegelt werden musste?“, fragt er. Dann macht der Student das, was ihm an der Uni beigebracht wurde. Er analysiert Daten und Statistiken, spricht von der exponentiellen Verbreitung der Viren, von bis zu 20fach höheren Dunkelziffern und darüber, wie es Mailand noch vor zwei Wochen aussah: „Obwohl alle wussten, dass das Virus bereits in der Region war, haben die Leute die Sonne genossen, draußen Aperol-Spitz getrunken, und sie waren überall in der Innenstadt. Und wie Sie sehen können, ist jetzt genau das Gegenteil der Fall.“

Die anschließende, explosionsartige Ausbreitung der Krankheit hätte schnell zu einer Überbelastung des Gesundheitssystems geführt. Selbst in der norditalienischen Region, in der die Krankenhäuser und Versorgung exzellent seien, würden Medien über Ärzte berichten, die sich mangels intensivmedizinischer Bettenkapazitäten entscheiden müssten, wen sie behandeln könnten und wen sie sterben lassen müssten, so der gebürtige Bocholter.

Ein Grund mehr für den Studenten, am Ende seines achteinhalb Minuten langen Videos an die Menschen in der alten Heimat zu appellieren, die soziale Distanz zu wahren und diese so weit es geht zu maximieren. Dann endet das Video mit einem Wunsch: „Grüße nach Bocholt. Ich hoffe, dass Sie nicht die gleichen Fehler machen, wie die Mailänder“

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