Wie eine Aussätzige… – Tagebuch einer Corona-Patientin (Teil 3)



Voin BIANCA MÜMKEN

Tag 6 bis 11 in Quarantäne vergehen wie im Flug. Die Angst immer im Nacken, versuche ich die Tage so sinnvoll und positiv wie möglich zu gestalten und meine Zeit den schönen Dingen des Lebens zu widmen. Ich lese viel( schon als Kind habe ich ein Buch nach dem anderen verschlungen), schreibe weiter an meinem Buch (das voraussichtlich im Herbst fertiggestellt ist), kümmere mich um meine drei Aquarien, bin viel draußen (natürlich zu Hause, schließlich befinde ich mich ja in Quarantäne)und höre sehr viel Musik. Hin und wieder tanze ich auch dazu.

Selina Gomez hat aktuell einen tollen neuen Song (Rare) veröffentlicht, zu dem ich einfach mal die Hüften schwinge und alles um mich herum vergesse. Ich liebe es zu tanzen. Wenn ich tanze, kann ich alles um mich herum ausblenden und einfach nur glücklich sein. Die Angst in meinem Nacken lässt sich noch immer nicht abschütteln. Sie ist nach wie vor präsent, dennoch ist sie etwas leichter geworden. Besonders leicht wird sie, wenn ich tanze oder meine Fische im Aquarium beobachte. Dann kann ich in eine völlig andere Welt abtauchen und alles Negative ausblenden. Dann bin ich jenseits des stressigen Alltags und in meiner eigenen kleinen Welt.

Symptome hatte ich in den vergangenen Tagen so gut wie keine. Das beruhigt mich natürlich ein wenig. Täglich meldet sich ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes bei mir und erkundigt sich nach meinem Befinden. Das einzige, das ich zu beklagen habe, sind leicht entzündete und völlig trockene Hände. Das liegt vermutlich daran, dass ich diese gefühlte 50mal am Tag wasche. Egal was ich anfasse. Es folgt immer eine gründliche Reinigung der Hände. Sicher ist sicher. Irgendwo in irgendeiner Ecke könnte ja noch ein Virus lauern und sich auf meinen Händen niederlassen. Das weiß ich gekonnt zu verhindern.

Ich leide nach wie vor an einem leichten Schnupfen, habe ansonsten aber keine anderen Symptome mehr. Weder Husten noch Halsbeschwerden. Das einzige, was mich regelrecht auf Schritt und Tritt zu verfolgen scheint ist die Angst. Ich sehe täglich fern, verfolge die Nachrichten auf ARD, ZDF und anderen Kanälen, lese den Newsfeed von Made in Bocholt, schaue bei Facebook und Whattsapp rein, beantworte die zahlreichen Nachrichten und wundere mich über viele unsinnige Kommentare in den Sozialen Netzwerken.

Wie kann man so verrückt sein und eine Pandemie wie diese einfach belächeln? Was ich teilweise lese, verschlägt mir die Sprache. Da stehen Sätze von Menschen an deren gesundem Menschenverstand ich sehr zweifle. Ein Beispiel:,, es ist doch nur ein Virus, also nicht schlimm.“ Hallo?? Geht es noch? Entweder habt ihr einen Clown gefrühstückt oder von der falschen Palme geraucht. Entschuldig, aber etwas anderes fällt mir dazu nicht ein. Nur ein Virus? Ihr solltet mal in meiner Haut stecken. Nur für eine Stunde die Angst erleben, die mich vier Tage lang Tag- und- Nacht begleitete, mir den Schlaf raubte und mich zur völligen Verzweiflung brachte. Die mich fühlen ließ, als wäre ich eine Aussätzige.

In drei Tagen ist meine Quarantäne- Zeit beendet. Ich weiß jetzt schon, dass ich auch nach dieser Zeit das Haus erst einmal nicht verlassen werde. Da ich hin und wieder Medikamente einnehme die Kortison enthalten, ist mein Immunsystem etwas geschwächt und ich möchte mich keines Falls ein zweites Mal infizieren. Das ist zwar eher selten der Fall, kann aber passieren. Grundsätzlich soll man aber nach einer überstandenen Infektion erst einmal Immun sein, sagen zumindest die Virologen.

Morgen ist Tag 12 der Quarantäne. Ich hoffe, dass ich am Dienstag oder Mittwoch negativ getestet werde…bis dahin fließt allerdings noch viel Wasser durch den Rhein. Bleibt alle gesund, bleibt zu Hause und schützt euch und eure Mitmenschen. Seid solidarisch!

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