Archiv mit sensiblen Informationen zur Kollaboration im Zweiten Weltkrieg wird zugänglich

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Das Nationale Archiv zum Zweiten Weltkrieg mit sensiblen Informationen öffnet am 1. Januar seine Türen. Es handelt sich um  das Centraal Archief Bijzondere Rechtspleging (CABR). Dort befinden  sich Informationen über Personen, die verdächtigt wurden, mit dem deutschen Besatzer kollaboriert zu haben. Auch für die Menschen aus Achterhoek könnte es eine schmerzhafte Entdeckung sein, weshalb eine Informationsveranstaltung in Doetinchem organisiert wird.

Das Archiv wird zugänglich gemacht, da im kommenden Jahr der 80. Jahrestag der Befreiung Deutschlands bevorsteht. Nach Angaben des Nationalarchivs spielt Transparenz eine entscheidende Rolle. Allerdings gibt es auch eine Schattenseite. „Die betroffenen Personen leben wahrscheinlich nicht mehr. Vor allem deren Kinder und Enkelkinder sind damit konfrontiert“, erklärt Karel Berkhuysen von der Stiftung Doetinchem Herdenkt. „In vielen Fällen wurde darüber kaum oder gar nicht gesprochen.“

Auch Richard Rözer aus Ulft erlebte eine schmerzhafte Enthüllung. In seiner Jugend fand er heraus, dass sein Großvater Mitglied der NSB war und sein Vater für die deutsche SS an der Ostfront diente. „Ich sah bei meiner Großmutter ein Fotoalbum und entdeckte ein Bild meines Vaters in einer schwarzen Uniform. Ich fragte: ‘Ist das mein Papa?’ Daraufhin wurde das Album schnell weggenommen und das Thema nicht weiter besprochen“, erinnert sich Rözer. „Dann begann ich zu denken: ‘Das kann doch nicht sein!’“ Diese Vermutungen bestätigten sich letztendlich.

Um die Thematik aufzugreifen, plant Berkhuysen eine Informationsveranstaltung. Laut Rözer ist dies dringend erforderlich. „Ich halte es für sehr wichtig, denn viele Menschen in meinem Alter haben mit dieser Vergangenheit zu kämpfen“, erklärt der Ulftener. „Als ich mich intensiver mit der Geschichte meiner Familie auseinandersetzte, wurde mir klar, wie mein Vater zur SS kam.“

Für diejenigen, die schmerzhafte Entdeckungen machen, beabsichtigt Doetinchem Herdenkt, während des Abends hilfreiche Anregungen zum Umgang damit zu geben. „Jeder geht anders damit um, aber man kann davon ausgehen, dass es starke Emotionen auslöst“, führt Berkhuysen aus. „Die Tatsache, dass nicht darüber gesprochen wurde, sorgt zudem dafür, dass viele nicht wissen, was ihr Vater oder Großvater tatsächlich getan hat.“

Rözer betont erneut die Bedeutung des offenen Diskurses: „Menschen müssen darüber reden. Wenn du die Vergangenheit verstehst, verstehst du auch die Zukunft.“

Quelle: Regio8

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