Auch in der „weißen Stadt Bocholt “ sind synthetische Drogen auf dem Vormarsch

Wegen des hohen Kokainkonsums hier heißt Bocholt unter Drogenberatern scherzhaft „die weiße Stadt“. Inzwischen aber laufen dem feinen Pulver bunte Tabletten den Rang ab. MDMA, MDA, MDEA, MBDB, Speed, Chrystal Meth, LSD und 2C-B oder Fentanyl sind nur einige der vermeintlichen „Glücklichmacher“. Seit Jahren kämpft der Sozialdienst Katholischer Männer (SKM) gegen den steigenden Konsum. „Die jüngste Legalisierung von Cannabis hat uns die Arbeit dabei nicht gerade leichter gemacht“ ,meint Geschäftsführer Berthold Tenhonsel. Das Argument, den Konsum dadurch aus der Kriminalitätsecke herauszuholen, zieht seiner Meinung nach nur bedingt.

Ein Beispiel für den problematischen Umgang mit Cannabis sind weiterführende Schulen. Hier und im Umkreis von 100 Metern darf Cannabis zwar theoretisch nicht konsumiert werden. Der Besitz der Droge aber ist – zumindest für über 18-jährige Schülerinnen und Schüler – laut Gesetz durchaus erlaubt. Jetzt sollen Schulen die Sache in ihrer jeweiligen Schulordnung selbst regeln. „Verrückt“, kommentiert ein Direktor. 

Hinzu kommt, dass die Cannabis-Verbotszonen (ähnlich wie die Messerverbote) kaum überprüft  werden. Ein Schulleiter, der nicht genannt werden möchte, berichtet unserer Redaktion, dass er mehrfach versucht hat, die Polizei in dieser Sache zu kontaktieren – erfolglos. Manches deutet darauf hin, dass die Ermittlungsbehörden nicht mehr so genau hinschauen können. Denn während die Drogenberater über stark vermehrten Konsum klagen, ist die Rauschgiftkriminalität im vergangenen Jahr offiziell im Kreis Borken um 14,4 Prozent gesunken. 

Derweil werden Drogen vielerorts Normalität. Das gilt umso mehr, als ihr Bezug – anders als noch vor Jahren – offenbar kinderleicht ist. Im abgeschirmten Bereichen des Internets, dem so genannten Darknet, kann man fast alles einfach online bestellen. Die Ware kommt dann per Post frei Haus oder kann anonym in Packstationen abgeholt werden. Einfacher gehts nicht.

„Das alles sind keine Einzelfälle. Wir haben es hier mit einem Massenphänomen zu tun“, meint SKM-Geschäftsführer Berthold Tenhonsel. Umso wichtiger ist es seiner Meinung nach, dass Eltern oder Freunde, denen Wesensveränderungen bei Kindern und Jugendlichen auffallen, sich trauen und das Thema ansprechen. Auch können sie sich, wie auch die Süchtigen selbst, kostenlos beraten lassen. 

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