Auffrischungsimpfungen gut angelaufen
Durchschnittlich 80.000 Corona-Impfungen führen die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in Westfalen-Lippe pro Woche durch. Mehr als ein Drittel davon sind mittlerweile Auffrischungsimpfungen – Tendenz deutlich steigend. Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) begrüßt das Booster-Tempo in den Praxen.
„Bei der sogenannten Corona-Booster-Impfung geht es darum, mit einer dritten Spritze zunächst vor allem das Immunsystem der älteren und einiger vorerkrankter Bürgerinnen und Bürger zu unterstützen. Das ist nötig, weil die Schutzwirkung bei ihnen meistens schwächer ausfällt als bei anderen“, erklärt Dr. Volker Schrage, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KVWL. Die Ständige Impfkommission empfiehlt eine Auffrischungsimpfung in diesen Fällen frühestens nach sechs Monaten.
„Die Booster-Impfung ist wichtig, aber es ist nicht nötig, dass man exakt ein halbes Jahr nach der zweiten Impfung in der Praxis steht. Der Impfschutz verschwindet ja nicht auf Knopfdruck. Es gibt keinen Grund, nervös zu werden“ so Dr. Dirk Spelmeyer, KVWL-Vorstandsvorsitzender. Patient*innen sollten den Arztpraxen den zeitlichen Spielraum auch zugestehen, denn neben den planbaren Corona- und Grippe-Impfungen wird der Praxisalltag momentan auch durch die aufkommende Infektwelle bestimmt – wie jedes Jahr eine sehr arbeitsintensive Zeit für die Ärzt*innen und ihre Teams. Außerdem müssen die Patient*innen bei ihrer Terminvereinbarung bedenken, dass die Praxen den Corona-Impfstoff mit einem Vorlauf von zwei Wochen bestellen. „Es ist genug Impfstoff da, aber das ersetzt trotzdem nicht die Planung“, macht Spelmeyer deutlich.
Seit Anfang September haben die Mitglieder der KVWL schon rund 165.000 Auffrischungsimpfungen im Landesteil Westfalen-Lippe vorgenommen. „Unsere Ärztinnen und Ärzte haben sich zunächst um die Bewohner der Alten- und Pflegeheime gekümmert, denn ihre Zweitimpfung lag am längsten zurück“, sagt Thomas Müller, Vorstand der KVWL. Inzwischen sind die meisten Heime versorgt und in den Praxen werden nun nach und nach Personen über 70 Jahre, immungeschwächte Menschen sowie jene, die den Vektorimpfstoff von Johnson und Johnson erhalten haben, ein weiteres Mal gegen Corona geimpft. Auch Bürgerinnen und Bürger, die älter als 60 Jahre sind, können nach ärztlichem Ermessen eine Auffrischungsimpfung erhalten. „Ich denke, das Wichtigste ist jetzt, dass alle Bürgerinnen und Bürger das Impfangebot wahrnehmen – ob für eine Erst-, Zweit- oder Drittimpfung. Aber: Arztpraxen sind keine Impfzentren; die Behandlung von akuten Beschwerden hat immer Vorrang. Es wäre deshalb nicht angemessen, zu verlangen, dass Impftermine immer ad hoc möglich sind“, betont Müller.
Die Vertragsarztpraxen haben in diesem Jahr bereits einige schwierige Phasen bewältigt – angefangen vom Impfstoffengpass bis hin zum Priorisierungsdschungel – und sind auch für die kommenden Monate gerüstet. „Der ambulante Sektor in Westfalen-Lippe steht, engagiert wie immer, bereit. Die Praxisteams sind aber auch auf das kooperative und eigenverantwortliche Handeln der Patientinnen und Patienten angewiesen“, betonen Spelmeyer, Schrage und Müller mit Blick auf die bevorstehenden Wintermonate abschließend.