Ausbildungsabbrüche: Gewerkschaftsjugend fordert Qualitätsstandards in der Berufsausbildung



Die DGB-Jugend kritisiert die Äußerungen von IHK-Geschäftsbereichsleiter Carsten Taudt zu den Ursachen der hohen Zahl an Ausbildungsabbrüchen. „Dass fast ein Viertel die Ausbildung abbricht, liegt aus unserer Sicht oft nicht an persönlichen Defiziten der Auszubildenden. Es sind vielmehr die in bestimmten Berufen und Branchen immer wieder auftretenden Probleme wie zu geringe Vergütungen, unbezahlte Überstunden, ausbildungsfremde Tätigkeiten und mangelnde Anleitung durch Ausbilderinnen und Ausbilder. Das macht junge Menschen im Betrieb unzufrieden und sorgt in vielen Fällen für vorzeitige Abbrüche“, sagt Felix Eggersglüß, DGB-Jugendbildungsreferent.
Der jährlich erscheinende Ausbildungsreport der DGB-Jugend mit Umfragen unter den Auszubildenden zeigt, dass diese Verwerfungen seit Jahren besonders in der Gastronomie, dem Lebensmittelhandwerk oder in Dienstleistungsberufen wie dem Frisörhandwerk existieren. „Uns überraschen die Zahlen nicht. Tarifliche Standards und betriebliche Mitbestimmung haben in diesen Branchen oftmals keine oder nur geringe Bedeutung. Nachweislich ist die Zufriedenheit der Auszubildenden dort am größten, wo sie mitbestimmen können, fair bezahlt werden und auf ihre Abschlussprüfungen gut vorbereitet werden“, verdeutlicht Eggersglüß.
Zur Behebung der Missstände fordert die Gewerkschaftsjugend ein Umdenken bei den Kammern, den Unternehmen und in der Politik. Aus ihrer Sicht könnte eine rasche Modernisierung des Berufsbildungsgesetzes zur Stärkung der Rechte von Auszubildenden Abhilfe schaffen. Vor allem die gesetzliche Mindestausbildungsvergütung von 635 Euro müsse möglichst bald umgesetzt werden. Die Kammern sollten außerdem dafür Sorge tragen, die Qualität der Berufsausbildung sicherzustellen und diese bei der Berufsorientierung zu berücksichtigen. Weiterhin sollten gut geschulte Ausbildungsberaterinnen und -berater zu den Auszubildenden geschickt werden, die sich im Vorfeld um Probleme kümmern. Dadurch könnten viele Ausbildungsabbrüche präventiv verhindert werden.
„Es verwundert uns, dass Herr Taudt wie selbstverständlich von ‚Lehrlingen‘ spricht. Spätestens seit dem Berufsbildungsgesetz von 1969 sprechen wir von Auszubildenden, die ihrem Meister nicht mehr hörig sind, sondern Rechte haben, um das Rüstzeug für ihre berufliche Zukunft zu erlernen“, bemerkt Eggersglüß.

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