Bildungszentrum am Europahaus nach 46 Jahren vor dem Aus

Duschen auf dem Gang, die Toiletten stark renovierungsbedürftig, die Zwei- und Vierbettzimmer eher spartanisch eingerichtet: Seit Jahren ist in das Bildungszentrum am Europahaus in Bocholt offenbar nicht mehr investiert worden. Jetzt hat das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFZa) als Hauptnutzer der Immobile offenbar die Konsequenzen gezogen. Ende des Jahres ist an der Adenauerallee Schluss. Das wiederum bringt neben der EWIBO als Immobilienbesitzerin die mit der umstrittenen städtischen Tochter ehemals eng verbundene PSA GmbH als Betreiberin des Bildungszentrums in die Bredouille.
46 Jahre hatte das BAFZa die Einrichtung zunächst als Zivildienstschule und später für den Bundesfreiwilligendienst genutzt. Tausende junge Menschen aus ganz Deutschland hatte das nach Bocholt gebracht. Zunehmend aber entsprachen die 29 Zweibett- und ein Vierbettzimmer nicht mehr dem Anspruch von moderner Unterbringung. Klagen häuften sich, zumal der Bundesfreiwilligendienst auf seiner Homepage eine „angenehme Atmosphäre und größtmöglichen Komfort“ versprochen hatte.
Das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben drängte nach Informationen unserer Onlinezeitung schon länger auf eine Sanierung und wäre wohl auch bereit gewesen, einen nicht unwesentlichen Teil der Kosten dafür zu übernehmen. Gleichzeitg boten sich 16 andere Bildungszentrum in Deutschland als vielfach modernere oder größere Alternativen zu Bocholt an.
Was nun aus der Einrichtung am Europahaus wird, ist noch offen. EWIBO-Geschäftsführerin Lilian Spogahn kann und will dazu nichts sagen. „Mir liegt bis heute nicht einmal eine Kündigung vor“, erklärt sie auf MiB-Anfrage.
Nach Informationen unserer Redaktion will womöglich die JUSINA das Gebäude nutzen. Das würde im Eigeninteresse der Vereines liegen, der als Hauptgesellschafter des Betreibers PSA GmbH ansonsten mit weiter steigenden Verlusten seiner Tochter rechnen müsste. Die als Personalgentur gegründete PSA GmbH hatte bis 2018 noch zum Teil satte Gewinn gemachte, weist aber seit dieser Zeit rote Zahlen aus. Bräche ihr jetzt einer von zwei verbliebenen Geschäftsbereichen komplett weg, bliebe als Einnahmequelle einzig noch der Betrieb des benachbarten Tagungshotels Europahaus.
EWIBO, Jusina und PSA GmbH wurden früher von Berthold Klein-Schmeink geführt. Seitdem der 2021 freigestellt wurde, entfernen sich die Gesellschaften und der Verein immer weiter voneinander. Geschäftsführer der PSA GmbH ist seit drei Jahren Josef Goreta, ein geprüfter Betriebswirt nach der Handwerksordnung und ehemaliger EWIBO-Küchenleiter.