„fair.be“ schließt die Lücke zwischen E-Auto und Pedelec



.Nein, es ist nicht die Quadratur des Kreises. Das „fair.be“ kommt dem aber schon ziemlich nahe, weil es viele Zukunftsaufgaben gleichzeitig löst: Als Fahrradauto kombiniert es die Vorteile aus Auto und Fahrrad. Getankt wird Strom, dadurch ist es umweltfreundlicher und günstiger als ein Auto, bietet aber auch einen Wetterschutz. Es darf auf allen Radwegen und in autofreien Innenstädten fahren und integriert Nutzergruppen, die keinen Führerschein haben. Auf dem Rücksitz und im Kofferraum findet eine zusätzliche Person und Gepäck Platz. Als Antrieb dient ein sogenanntes Pedal-by-wire-System, bei dem die Kraft nicht mechanisch wie bei einem Kettenantrieb, sondern elektrisch übertragen wird. Das sei wartungsärmer und biete konstruktiv mehr Freiheiten beim Aufbau des Fahrzeugchassis, so die Teamleiter Helen Kessel und Michael Roch. Die notwendige Energie für die Motoren kommt aus zwei Akkus, welche zukünftig zusätzlich über ein Solarmodul geladen werden sollen. Helen Kessel, die einen Master-Abschluss in „Angewandter Nachhaltigkeit“ hat, und Diplom-Mechatroniker Michael Roch – beide vom Institut für Innovationsforschung und Innovationsmanagement der Westfälischen Hochschule – fassen es mit den Worten zusammen „Das ,fair.be‘ soll die Welt ein bisschen besser und nachhaltiger machen“.
Zum Entwicklungsteam des Fahrradautos gehören außerdem die Maschinenbau-Studenten Lukas Kittel und Christian Roters sowie Kai Rimkus, der Energiesystemtechnik studiert. Die Fachgebiete der Entwickler spiegeln dabei die vielfältigen Anforderungen an die Entwicklung wieder. Den Antrieb lieferte der Bochumer Schwerlastenradhersteller Antric, den Rahmen schweißte die Gelsenkirchener Werbetechnikfirma Klostermann. Auch die hochschulinterne mechanische Werkstatt, die Werkstatt der Hochschule Bochum und die Werkstatt der Diakonie Recklinghausen Süd unterstützten das Projekt. Der größte Teil aber wurde im Makerspace „Halle 1“ der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen gebaut und montiert. „Und es gibt kaum ein Werkzeug im Makerspace ,Halle 1‘, das wir nicht be- und genutzt haben“, so Michael Roch.
Wichtig war den Entwicklern, dass das Fahrzeug auch von Menschen genutzt werden kann, die keinen Zugang zu einem Führerschein haben. Um diesen sozialen Aspekt verfügbar zu machen, arbeitet das Team mit der Diakonie zusammen, der es etwa im internen Werksverkehr von Sozialwerkstätten und/oder für den ambulanten Pflegedienst nutzen will. Aber auch einige Privatleute haben bereits angefragt, wann „fair.be“ marktreif ist. Mit zehn- bis zwölftausend Euro liegt der spätere Verkaufspreis durchaus schon im Bereich eines Autos, aber „fair.be“ braucht kein Benzin, es ist steuerfrei und kann von jedem überall emissionsfrei und ressourcenschonend gefahren werden. Helen Kessel: „Eine echte Mobilitätsalternative.“ Einen Verkaufsslogan hat das Team auch schon: „fair.be fährt fair from a to b“.
Das Projekt wird noch bis Juni 2022 im Rahmen des Wettbewerbs „Start-up transfer.NRW“ mit Mitteln aus dem Programm EFRE (Europäischer Fonds für die Regionale Entwicklung von Wachstum und Beschäftigung) des nordrhein-westfälischen Ministeriums für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie gefördert.

Quelle: Westfälische Hochchule

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