Borgers plant Werksschließung in Dingden



Die Borgers-Zentale in Bocholt. Foto: Jonas Bölting


Von BERTHOLD BLESENKEMPER

Jetzt hat es auch Borgers erwischt. Nach Jahren anhaltender Erfolgsmeldungen muss der Bocholter Automobilzulieferer den rückläufigen Margen und Ergebnissen in der Branche sowie dem zuletzt „deutlich negativen Konzernergebnis“ Tribut zollen und sein Geschäft restrukturieren. Unter anderem plant die Unternehmensleitung, das Werk in Dingden, in dem zur Zeit 350 Mitarbeiter beschäftigt sind, Mitte kommenden Jahres zu schließen. Das kündigte sie offenbar am Montag im Rahmen einer Betriebsversammlung an. Erklärtes Ziel ist es laut Unternehmenssprecher Joachim Urra, die „Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und die Ertragskraft mittelfristig deutlich zu steigern“

Der Standort Bocholt mit seiner 850-köpfigen Belegschaft steht nicht zur Disposition. Weil aber Dingden und Bocholt formal wohl ein gemeinsamer Betrieb sind, könnte sich ein möglicher Sozialplan womöglich auch hier auswirken. Noch aber ist nichts entschieden. Das Restrukturierungsprogramm werde in den kommenden Wochen mit den zuständigen Arbeitnehmervertretern, den Banken und den Kunden verhandelt. Das Borgers-Management stehe dazu mit allen Gruppen in einem engen und konstruktiven Dialog, so Unternehmenssprecher Joachim Urra gegenüber Made in Bocholt. 

Erste Hinweise auf Schwierigkeiten in der Unternehmensgruppe hatte es bereits im Oktober vergangenen Jahres gegeben. Damals verkündete Borgers die Schließung seines Werkes in Alabama und Bündelung der Produktion in den USA am Standort Norwalk (Ohio). In der Folge beunruhigten weiter anhaltend schlechte Branchenmeldungen die Belegschaft. Daran änderte auch eine Betriebsversammlung Ende November in Bocholt nichts. Im Gegenteil: Schon damals wurden für den Fall einer fortgesetzten Konjunkturdelle Restrukturierungsmaßnahmen angekündigt. Die Hoffnung auf Besserung erfüllte sich über die Jahreswende indes nicht.

Neben dem starken Wettbewerbsdruck in der Zulieferbranche haben unteranderem auch hausinterne Probleme wie technische Schwierigkeiten im Werk in Polen sowie auf Arbeitskräftemangel in der Region zurückzuführende stetig steigende Lohnkosten an den Standorten in Tschechien zum schlechten Ergebnis 2018 beigetragen. Dem soll jetzt mit einer Verschlankung der Verwaltung sowie von produktionsnahen Abteilungen  und somit einer allgemeinen Kostenreduzierung entgegengetreten werden. Zudem ist die Schließung „strukturell nicht-profitabler Werke“  geplant. Dazu gehört auch Dingden „Dieses Werk für Nutzfahrzeuge ist aufgrund von Auslastungsproblemen und hohen Fixkosten defizitär. Ein Teil der Produktion war bereits 2017/2018 aus Kostengründen ins Ausland verlagert worden“, heißt es in einer Stellungnahme.

Die Finanzierung des Maßnahmenpakets soll durch Beiträge der Banken, der Automobilhersteller, des Managements und der Belegschaft sichergestellt werden. „Dazu finden derzeit Verhandlungen mit allen Beteiligten statt. Die Borgers finanzierenden Banken haben die Planungen des Unternehmens bisher konstruktiv unterstützt“, erklärte Joachim Urra. 

Angesichts der anstehenden Sanierungsaufgaben wird das Top-Management der Gruppe um zwei Personen erweitert. Mit Ralf Schmitz, Partner der Unternehmensberatung Schmitz & Partner, und Dominik Müser in der Nachfolge von CFO Dr. Stephan Funke stehen Unternehmenschef Werner Borgers künftig zwei „Experten für Umbruchsituationen in Unternehmen“ zur Seite.

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