Buen Camino (Teil 2) – von lieben Menschen, einer Fiesta und jeder Menge Regen



Jacqueline Reuvers pilgert seit Ostern den mehr als 800 Kilometer langen, auch Camino genannten Jakobsweg von Frankreich bis ins nordspanische Santiago de Compostella. Exklusiv für Made in Bocholt schreibt sie einen wöchentlichen Blog. Lesen Sie heute Teil 2 über sieben Etappen mit lieben Menschen, einer Fiesta und jeder Menge Regen.

Etappe 6 – Von Lorca nach Estella – 10,9 Kilometer

In der Herberge versammelte sich eine bunte Schar zum Pilgermenü: Fanny mit Papa Thomas aus Schweden, Marc und Marina aus Frankreich, Silvia aus Chile mit Ehemann Richard aus Florida und ihre Freundin Beatrice aus Kolumbien sowie Maryann und ihr Mann Henk.

Wir bekommen ein leckeres Menü. Ich habe einen Riesenteller Salat vor mir, die anderen bekommen eine Gemüsesuppe. Danach gibt es einen Teller Pasta-PestoDer #Tag in Bocholt vom 30.04.2022 und als Nachtisch leckere süße Erdbeeren. Rotwein und Wasser sind auch dabei. Was sind wir glücklich!

Weil ich am nächsten Tag zu sehr mit den Schnecken beschäftigt bin, die sich auf unserem Weg bewegen, und ihnen auch noch helfe, sich im Gras zu bewegen, verlaufe ich mich. Ich laufe und laufe, ohne etwas zu bemerken. Dann erwischt mich ein Wolkenbruch und der Wind fängt an zu blasen. Ich bin völlig durchnässt.


Meine Schuhe sind sofort 300 Gramm schwerer auf jeder Seite. Plötzlich taucht im strömenden Regen ein Jogger auf, der nach oben zeigt: „Da musst du hin“. Er lächelt. Wie süß. Er hat mich gerettet. ich bin wieder auf meinem Weg, danke lieber Jogger.

Ich bleibe in Estella, weil ich bis auf die Knochen nass geworden bin und vor Kälte zitterte. Die Wohnung mit Schlafzimmer teile ich mit zwei Kanadiern. Morgen laufe ich, was das Zeug hält.

Etappe 7 – Von Estella nach Los Arcos – 23,1 Kilometer

Ich laufe um 8 Uhr los.nach Los Arcos. Wie bei jeder Etappe ist die Landschaft in Navarra atemberaubend schön. Alles blüht und wächst hier, was fast unvermeidlich ist, weil es auch viel regnet. Wenn die Sonne herauskommt, ist es auch sofort warm.
An diesem Tag wähle ich die Route über Azequeta, wo ein sehr berühmter Pilger lebt: Pablo (Pablito) Sanz. Pablito stellte früher die Pilgerstöcke her, und ich hatte die leise Hoffnung, ihn an diesem Tag zu finden in diesem Dörfchen. Wenn man in Azequeta ankommt, stößt man unweigerlich auf eine kleine Bar. Eine sehr nette junge Frau macht mir einen Café von Leche. Als ich draußen auf den Stufen vor der Bar sitze, kommt ein alter Herr mit seinem Rollator und spricht mich auf Spanisch an. Ich gehe ahnungslos auf ihn zu und will ihm mit seinem Rollator helfen, aber als ich neben ihm stehe, nimmt er einen Stempel und ein Stempelkissen aus dem Korb seines Rollators und gibt mir einen Stempel in mein Credencial. Das ist Pablito. Ich bin völlig überwältigt von diesem besonderen Moment. Dieser alte Herr kommt extra in die Bar, um mir seinen Stempel zu geben. Was für ein besonderer unvergesslicher Moment auf meinem Camino, Danke dafür liebe Pablito?

Die letzten zwölf Kilometer hoch und runter nach los Arcos sind nicht ohne – keine Toiletten, keine Bars, keine Bänke. Ich stoße auf zwei Engländer, Pete und Richard. Sie haben mich nach los Arcos geschleppt mit ihren britischen Humor und Unterhaltung. Ich habe mich schlapp gelacht.


Richard hat ein kleines Hotel in Norwich und Pete hat einen Großhandel, beliefert die Gastronomie mit Gemüse und Delikatessen “from the continent”. They made my day!

Etappe 8 – Von Los Arcos nach Viana – 19 Kilometer

8 Uhr will ich los. Aber innerhalb von 15 Minuten ändern sich meine Pläne. Ich gehe nochmal zur Panaderia, wo die Inhaberin Angela ihre Plätzchen, Empanadas und Brot selber backt. Ich bestelle ein Café und einen Sandwich. Angela ist eine sehr liebe, freundliche Frau. Als wir ins Gespräch kommen, bemerkt sie meine Unsicherheit diesen Morgen. Ich habe mich doch etwas überangestrengt die letzten Tage. Wir versuchen uns zu verstehen auf Spanisch und switchen dann zu Französisch.

Sie erzählt, wie schlecht sich manche Menschen benehmen in ihrem Geschäftchen – alles anfassen, rumschreien und sie manchmal sehr respektlos behandeln. Wie können Menschen sich so benehmen, denke ich mir. Wir sind doch alle hier nur Gast.

Dann sagt sie irgendwann zu mir: “Jacqueline, es ist dein Weg, lasse dir von niemanden etwas erzählen. Du bist hier um zu genießen, um Eindrücke zu sammeln und um sie wieder mitzunehmen in deinem Herzen.“ Danke Angela, auch du bist ein Engel. Ein paar Minuten später betritt Diana die Bäckerei. Wir kommen ins Gespräch und sind nun schon seit zwei Tagen zusammen unterwegs. Wir haben den gleichen Laufrhythmus?

Müde von der Steigung, der Sonne und den Kilometern kommen wir in Los Arcos an. In der Ferne winkt jemand. Es sind Lisette und Marcel: Was für ein herzliches Willkommen in los Arcos! ♥️

Etappe 9 – Von Viana nach Logroño – 11 Kilometer

Wir laufen an großen Weingebieten, Olivenhainen und an Bauerland vorbei. In Sansol machen wir einen kleine Pause. Die letzten Kilometer bis Logroño sind weniger spektakulär, aber wir sind so glücklich über das schöne Wetter. Logroño ist die Hauptstadt von La Rioja, ihr weißt schon, der guten Wein.

Auch hier wieder enge Gassen mit antiken Architektur, so schön. Diana und ich finden unsere Unterkunft für heute,. Die uralte Herberge liegt mitten im Zentrum. Nach eine Ruhepause mache ich mich auf die Suche nach einer Apotheke und einem Waschsalon.Ich brauche Sonnenschutz und Elektrolyte. Abends esse ich mit Diana in einer Bar Entradas. Wir quatschen. Im Hintergrund läuft Patrick Hernandez “Born to be alive“. Diana und ich haben beide Lust laut mitzusingen. Die schöne Musik der 70er begleitet uns an diesem Abend. Diana erzählt aus ihrem Leben…

Etappe 10 – Von Logroño nach Najera – 23 Kilometer

Mehr Regen, niedrigere Temperaturen, Saharastaub und Schlammregen in Spanien angesagt. Aber es wird gefeiert. Es sei San Prudencio, sagt mir Laura, die Inhaberin der schönen Pension San Lorenzo.„Sie müssen einfach die Fenster und die Klappläden schließen, dann schlafen Sie auch gut. Es könnte etwas lauter werden, da die Matadoren doch etwas mehr trinken“.

Vorher gehe ich doch noch lieber in der Pilgermesse und hole mir den Segen. Man kann ja nie wissen. Das Wetter ist trist. Es ist sehr rutschig und glatt. Da muss man sich manchmal überlegen, ob es nicht vernünftiger ist, den Bus zum nächsten Ort zu nehmen. Ich habe manchmal echt Angst zu fallen.

Es gibt hier so viel Schönes zu sehen. Das Kloster ist einzigartig, Die Pilgermesse hat leider nicht stattgefunden, Kein Segnen, sagt der Pfarrer und erklärt auf Spanisch, dass es eine Messe gibt für die Bewohner von Najera. Wir dürfen natürlich gerne bleiben. Aber das wird noch dauern. Die Fiesta fängt gleich erst an. Ich glaube ich gehe ins Bett. Alles wird gut.

Etappe 11 – Von Najera nach Santo Domingo de la Calzada – 22 Kilometer

Alleine bei den Namen „Santo Domingo de la Calzada“ denke ich: Da will ich hin! Um 8.15 Uhr verlasse ich Najera, Laura hat liebevoll das Frühstück vorbereitet. Es regnet weiter, und Ich überlege, welche Lieder ich kenne, in denen das Wort „Regen“ vorkommt. Macht nix, wir tragen einfach die Sonne im Herzen.

Heute ein weiterer steiler Anstieg bis auf 800 Meter, und dann der Abstieg nach Santo Domingo. Auf dem Weg nach unten habe ich mir Sorgen gemacht, weil ich so dringend Pipi machen muss. Wenn man viel trinkt, wo geht man dann auf die Toilette, wenn es auf zehn Kilometern nichts gibt. Es gibt eine Lösung für Frauen, das Uixi, aber man muss vorher zu Hause üben ?.


Angekommen im brasilianischen Hostel mit einem schönen Zimmer für mich,. Eine hübsche süße Brasilianerin öffnet die Eingangstür. Sie erklärt alles, wo man was m Städtchen findet und gibt mir den Code für das Zimmer. Ich lasse mich sofort aufs Bett fallen, Matschetag überstanden!

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