Der Notarzt als „Tele(fon)joker“ beim Rettungseinsatz

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Von BERTHOLD BLESENKEMPER
Am Hochschulcampus in Bocholt wird die Zukunft von Notfalleinsätzen entwickelt und geprobt. „5G-Telerettung“ heißt das 4,2 Millionen Euro teure Forschungsvorhaben, für das in erster Linie ein stabiles und schnelles Mobilfunknetz sowie jede Menge moderner Technik benötigt werden. Denn der Notarzt soll demnächst möglichst in der Klinik bleiben und die mit Datenbrille ausgestatteten Sanitäter bei Bedarf per Computermaus oder Sprachanweisungen unterstützen. „Und wieder einmal steht der Kreis Borken an der Spitze einer Entwicklung“, freute sich Landrat Kai Zwicker heute über eine gelungene Präsentation im Maschinensaal eins der FH.

Auf kleinem Raum lassen sich hier die notwendigen Versuche unter „Idealbedingungen“ durchführen, bevor das System im „Reallabor*, also auf den Straßen im Kreisgebiet getestet und eingesetzt werden kann. Und dort gibt es auch schon die ersten Probleme. Denn selbst auf einer Hauptstrecke wie der von Bocholt nach Borken stören Funklöcher die Verbindung.

Das 2021 im Kreis Borken eingeführte Telenotarztsystem, das den vor Ort im Rettungseinsatz tätigen Kräften eine sichere und zuverlässige Konsultation mit einem in einer Zentrale in Bereitschaft stehenden Mediziner ermöglicht, soll deshalb verbessert werden. Dabei bietet der modernste Mobilfunkstandard das Potenzial, die Möglichkeiten der Diagnostik und gegebenenfalls der Therapie auszubauen.

Franziska Dücker und Corinna Luters zeigen, wie es real funktioniert. Sie versorgen im Rettungswagen einen Schwerverletzten. Es ist nicht ganz klar, ob Blut in seinen Bauchraum eingedrungen ist. Deshalb verbindet sich Franziska Dücker online mit Notarzt Hanjo Groetschel. Der sitzt am Computer und analysiert die live aus dem RTW übertragenen Ultraschallbilder.

Die Vorteile des Systems liegen auf der Hand. Es kann angesichts knapper Notarzt-Ressourcen die Versorgung gerade im ländlichen Raum nachhaltig verbessern. Denn per Teleservice kann der Mediziner, in der Zeit, in der er früher zu einem Einsatz hin- und hergefahren werden musste, künftig drei bis fünf Patienten bewerten und versorgen. Das erfordert allerdings bestens ausgebildete Sanitäterinnen und Sanitäter. „Denn wir sind dann nur noch eine Art Telefonjoker“, erläutert Groetschel.

Die Test-, Auswertungs- und Validierungsphase wird bis zum Projektschluss Ende 2024 andauern. Mit ersten Ergebnissen ist voraussichtlich im nächsten Frühjahr zu rechnen.

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