Des „Trekkpontjes“ Drama – 3. Teil



Suderwicks Heimatvereinsvorsitzender Johannes Hoven auf einer Berkel-Fähre, wie er sie sich auch an der Aa vorstellt.

Eine Glosse von BERTHOLD BLESENKEMPER

Der politische Wille ist vorhanden, das Geld steht so gut wie bereit, und die internationale Community freut sich bereits auf das Projekt. Trotzdem wird und wird aus der geplanten Selbstbedienungsfähre über die Aa bei Suderwick einfach nix. Grund: Die Bocholter Bauverwaltung blockiert seit Monaten die Pläne für das „Trekkpontje“, wie die Niederländer die schwimmende Plattform liebevoll nennen. Und wenn die Behörde nicht will, dann will sie eben einfach nicht. Basta!

Zum Hintergrund: Die Heimatvereine von Suderwick und Aalten wünschen sich die Fähre als Attraktion für das Radwegenetz an der Grenze und als sichtbares Zeichen der Völkerverständigung in der Region. Das Land findet das auch klasse und hat 65 Prozent Fördermittel in Aussicht gestellt. Damit blieben für die beteiligten Städte Restbeträge von höchstens 15.000 Euro. Überschaubar, meinte auch der Bocholter Rat und sprach sich mit nur einer Gegenstimme für das Projekt aus. Sicherheitshalber gab die Politik jedoch noch eine fachliche Einschätzung in Auftrag. Und die fällt jetzt – wie zu erwarten war – vernichtend negativ aus.

Fachlich-sachlich pflückt die Baubehörde die Pläne wie folgt auseinander (in Klammern unsere Anmerkungen):

1.     Die Fähre ist nicht nötig, weil es vor und hinter ihr jeweils Brücken gibt, die eine „sichere Querung“ ermöglichen (das stimmt nur zum Teil: eine Brücke ist für Radfahrer nicht freigegeben, die andere an der Brüggenhütte vielbefahren. Radfahrer meiden solche Brücken wo es nur eben geht. Zudem ist so ein „Trekkpontje“ erfahrungsgemäß ein touristischer Anziehungspunkt in einer dieserart armen Region)

2.     Die wechselnden Wasserstände sind problematisch. Bei Hoch- und Niedrigwasser könnte die Fähre zu einem Abflusshindernis werden oder auf Grund laufen (wenn das ein Problem ist, müssten hunderte von Trekkpontjes in Europa sofort stillgelegt werden – übrigens auch der Ponton mitten in der City. Den hat die Verwaltung im Sommer völlig bedenkenlos für Monate auf Grund gelegt)

3.    Pflege und Wartung sind nicht geklärt (das kann man getrost den Heimatpflegern übertragen, andernfalls gibt es dafür Fachunternehmen)

4.    Die Querungsstelle liegt nicht auch Bocholter Gebiet. Es müsste eine interkommunale Vereinbarung zwischen Bocholt und Isselburg getroffen (Na und? So etwas ist simples Tagesgeschäft)

5.     Die Genehmigungsverfahren sind auf deutscher und niederländischer Seite unterschiedlich (Na und? So etwas ist simples Tagesgeschäft)

6.    Die Fähre sei eine Gefahrenquelle. Man wisse nicht, was passiere, wenn angetrunkene Personen sie benutzen sollten, deutete Stadtbaurat Zöhler in der Ratssitzung an (also wenn das so ist, empfehlen wir – vor allem zur Karnevals-, Kirmes- und Schützenfestzeit – die Totalsperrung aller Radwege entlang der Aa, besser noch in der gesamten Stadt Bocholt)

*** Anmerkung der Redaktion: In der ersten Version unserer Glosse haben wir hier einen Passus über die offenbar fehlende Bereitschaft der Verwaltung veröffentlicht, die Trekkpontjes-Pläne im Falle eines Ratsbeschlusses umzusetzen. Dieser Passus beruht auf den Inhalt eines Handzettels, der in der Ratssitzung während der Stellungnahme der Verwaltung an die Presse verteilt wurde, der aber nicht explizit vorgelesen wurde. Da nur das gesprochene Wort gilt, ziehen wir diesen Teil zurück ***

Freuen Sie sich übrigens schon auf die nächste Ratssitzung im April 2019, wenn es an dieser Stelle heißt: „Des  „Trekkpontjes“ Drama –  4. Teil“

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